Vergleichende Weltliteraturen Comparative World Literatures by Unknown
Autor:Unknown
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783476049254
Herausgeber: J.B. Metzler
II.
Der komparatistisch angelegten Analyse dieser beiden Gedichte möchte ich jedoch eine Reflexion voranstellen, die sich aus einem kurzen Blick auf eine der âinterkulturell-hybriden[n]â13 Postkartencollagen der spätestens seit der Verleihung des Nobelpreises unbestrittenermaÃen als Weltliteratin anerkannten Autorin Herta Müller 14 ergeben, in der es heiÃt: âich Ç bekam Ç eine Ç Nachricht Ç die / klar Ç wie Ç ein Ç Messer Ç war, / nur niedrig und stur und / wirr Ç mehr Ç wie Ç eine Ç Spatzenschar / vielleicht Ç wenn Ç man Ç vergleicht.â15 Dass âTraumaâ als neues âDeutungsmuster für Moderne und Modernitätâ16 für Müllers Werk (und Leben), vielleicht auch grundsätzlich für moderne Literatur âunabdingbar[â¦]â17 ist, hat die Forschung immer wieder gezeigt.18 Müllers Collagen kommt dabei âtraumatheoretisch eine besondere Bedeutungâ zu, âda in ihnen das Dissoziative, das Zerrissene und Fragmentierte nicht nur sprachlich und inhaltlich, sondern auch visuell zur Darstellung gebracht werden könnenâ19. Die Collage ist daher âLeidensbild[,] aber auch Exorzismus und Widerstandsbehauptungâ20. Meine These ist, dass eben dieses Deutungsmuster Trauma nicht nur im Sinne von Bronfen et al. konstitutiv für viele moderne Kunstwerke ist, sondern insbesondere für solche, denen heute weltliterarischer Rang zugesprochen wird. Auch am Beispiel der zitierten Collage lässt sich neben der zugrunde liegenden Traumatisierung (die sich aus dem Kontextwissen um Vergangenheitsbewältigung, Repression, Emigration und Unterwegssein ergibt)21 das spezifisch Transkulturelle in Blödorns Sinne zeigen, indem Müller mit dem âWechsel von Perspektiven und Positionenâ und mit âsprachlicher Verunsicherungâ spielt.22 Die vermeintliche Klarheit der verletzenden, da messerscharfen Nachricht wird auf den zweiten Blick unscharf, sie wird, nicht zuletzt durch den poetischen Vergleich mit einer âSpatzenscharâ wirr, vieldeutig und damit uneindeutig â und zwar dann, wenn man beginnt zu vergleichen.
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