Vergiss es Baby - Roman by Claudia Sanders
Autor:Claudia Sanders
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: PeP eBooks
veröffentlicht: 2012-09-15T15:47:01+00:00
Kapitel dreizehn
Es gibt viele Leute, denen man sonntagmorgens lieber nicht begegnen möchte, und Mütter gehören ganz bestimmt dazu.
»Ich wollte dir nur schnell was von Georges BÅuf Stroganoff vorbeibringen, bevor ich zum Sport gehe. Es ist köööstlich! Du brauchst es nur aufzuwärmen.«
Das war zu schaffen. Also was wollte Mama noch? Es war noch nicht einmal neun Uhr, und nach einer Nacht, die Marlene schlafend am Küchentisch verbracht hatte, war ihr nicht danach, es herauszufinden. Ihr Nacken fühlte sich steif an, wie aus Stein gemeiÃelt, und ihr rechter Arm, auf dem sie wohl gelegen hatte, schmerzte. Dabei war sie jetzt, am Morgen, kein bisschen schlauer. Sie wusste immer noch nicht, wo Valentin steckte. Nicht, dass es sie sonderlich interessierte. Na ja. Vielleicht doch. Es war nun einmal anstrengend, sich eine Nacht um die Ohren zu schlagen, während man sich bemühte, dabei gleichzeitig so gut wie möglich auszusehen. Auch wenn man auf niemanden wartete. Ein zweites Mal würde sie das nicht mitmachen. Nächtliches Wachbleiben war schlecht für die Laune und noch schlimmer für den Teint.
Marlene sehnte sich nach Ruhe, Kaffee und einem ausgiebigen Frühstück. Hoffentlich blieb Mama nicht lange.
»Florian war so freundlich, mich reinzulassen, während du geduscht hast.«
Mama legte ein in Alufolie gewickeltes Gebilde auf die Küchenablage. Diverse Tupperschälchen folgten.
»Jetzt muss ich aber los. Ich will auf keinen Fall meine Stunde versäumen.«
Mama gehörte zu den Menschen, die von geruhsamen Sonntagen, die man zwecks innerer Sammlung nach einer anstrengenden Arbeitswoche auf der Couch, im Liegestuhl oder im Biergarten verbrachte, nichts hielten. Lieber strampelte sie sich in einem Fitnessclub ab, wo sie ihre Freundinnen traf und regelmäÃig eine Cyclingstunde besuchte. Das hatte Marlene noch nie verstanden. Wieso sollte man sich freiwillig in einen kleinen Raum sperren lassen, wo man, dröhnende Musik in den Ohren und den Geruch von Achselschweià in der Nase, in die Pedale trat? Auch wenn ihr Vergleichsmöglichkeiten fehlten, glaubte sie doch zu wissen, dass eine Radtour entlang den Isarauen den gleichen Fitnesseffekt hatte.
Ihre Mutter schnappte sich ihre Sporttasche und war wenig später verschwunden. Diesmal hatte sie sich sogar die obligatorische Aufforderung gespart, Marlene möge sie begleiten.
Wenn sie den Tag nicht damit verbringen wollte, über Valentins nächtliche Abwesenheit zu grübeln, war Arbeit nicht die schlechteste Alternative. Später wollte sie eine Kollegin im Krankenhaus besuchen, die sich beim Tennis einen derart komplizierten Oberschenkelbruch zugezogen hatte, dass ihr Bein in einer Schlinge steckte und sie auf Anweisung der Ãrzte das Bett hüten musste. Doch bis es so weit war, würde Marlene den Vormittag damit verbringen, sich ein wenig detaillierter mit dem Berufsbild einer Sportagentin auseinanderzusetzen. Wozu gab es das Internet?
Als Ehefrau eines Spielers, so sagte ihr das Netz, brauchte sie keine Vermittlungslizenz, um durchzustarten. Schade. Eine Lizenz wäre toll gewesen. Es wäre nett gewesen, sich wie Pussy Galore zu fühlen. Die war zwar Pilotin, aber hey, irgendwelche Vorbilder brauchte eine Sportagentin doch wohl, oder?
»Neben fundierten juristischen Kenntnissen im Persönlichkeits- und Vertragsrecht leben erfolgreiche Vermittler von ihren Kontakten zu FuÃballmanagern, von ihrer Menschenkenntnis und ihrem FuÃball-Sachverstand«, wusste der Jobatlas der »Süddeutschen Zeitung« zu berichten.
Aha. Wennâs weiter nichts war.
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