Vergeltung - 5. Friedhof der Tiere by Peters Katharina

Autor:Peters, Katharina [Peters, Katharina]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-02-15T05:00:00+00:00

5

Schöller hatte sofort zugesagt.

»Sie darf keinen Moment aus den Augen gelassen werden«, erklärte Lusche. »Ich versuche, für den Abend eine Ablösung zu kriegen.«

»Geht klar.«

»Freut mich, dass du Zeit hast. Hertha spielt wohl nicht zu Hause.«

»Wer ist Hertha? Union ist meine Mannschaft.«

»Ach so. Na denn. Meld dich zwischendurch. Die Kontaktdaten kriegst du gleich aufs Handy. Bis dann.«

Schöller schlug sich mit der rechten Faust in die linke Handfläche. Offensichtlich war es ihm gelungen, für Aufmerksamkeit bei den Ermittlern zu sorgen. Wenn der Fall durch war, würde er es mit einer Bewerbung in der Abteilung für Kapitalverbrechen versuchen. Er hatte die Nase gestrichen voll von Einbruch, Raub und Sachbeschädigung.

Emily Weber hatte sich nach Abgabe der DNA-Probe nach Hause fahren lassen. Schöller war bereits vor ihr da, parkte auf der gegenüberliegenden Straßenseite und erkundete zunächst zu Fuß die Umgebung des Wohnhauses, rückwärtige Türen, Kellerausgänge und so weiter. Weber wohnte im dritten Stock und öffnete die Balkontür kurz nach ihrem Eintreffen. Schöller machte es sich im Auto gemütlich, kurbelte die Fensterscheibe herunter und stellte sich auf einen langen Nachmittag ein.

Doch Weber nutzte das schöne Wetter und brach kaum eine halbe Stunde später zu einem Spaziergang in Richtung Grunewaldsee auf. Sie hatte ihr Handy dabei und telefonierte zwischenzeitlich, wie Schöller erkennen konnte. Er notierte sich die Uhrzeit und den Standort und schoss ein paar Bilder – unbemerkt, wie er hoffte – und gab die Infos unverzüglich weiter. Eine gute Stunde später kehrte Weber nach Hause zurück, um sich wenig später erneut, diesmal mit ihrem Wagen, auf den Weg zu machen. Sie fuhr ins Capitol-Kino in Dahlem, wo sie sich mit einer anderen Frau traf. Die beiden kauften Tickets und deckten sich mit Popcorn und Cola ein.

Keine schlechte Idee, dachte Schöller und besorgte sich einige Minuten später eine mittlere Portion warmes salziges Popcorn. Er stellte den Sportsender ein und ließ sich die Sonne aufs Gesicht scheinen. Es gab schlimmere Beschattungsjobs.

Er hatte sich einfach rangehängt, obwohl Hannah gar nicht dabei war. Der junge Kollege Springer hatte es eilig und steuerte mehrere Adressen an. Offensichtlich ging es um eine simple Abfrage, aber man konnte ja nie wissen. Er fuhr zu schnell, und Sven ließ sich zurückfallen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Im Tempelhofer Jugendclub brauchte Springer am längsten – in Hinterhof und Garten war jede Menge Betrieb, ein Fest, wie es aussah.

Sven verließ den Wagen und umrundete das Gelände. Der Club feierte sein zehnjähriges Bestehen. Sven zögerte nicht lange, setzte ein tiefsitzendes Basecap und eine schwarzumrandete Brille auf und mischte sich unter die bunte Gästeschar: Kinder zwischen fünf und zwölf, Jugendliche, Eltern, Erzieher, Angehörige. Es roch nach Bratwurst und kandierten Früchten. Gewinnspiele wurden veranstaltet, an einer Hüpfburg herrschte großer Andrang, eine Band spielte einen nervtötenden Mix aktueller Hits. An Ständen mit Luftballons, Losen und Selbstgebasteltem flatterten Fähnchen im Wind. Sven kaufte zwei Ballons, hinter denen er sich gut verstecken konnte, einen Keramikbecher und zehn Lose und blieb in Springers Nähe.

Der Beamte stand mit einigen Leuten zusammen – allesamt Betreuer oder sonstige Mitarbeiter der Einrichtung, wie an ihren aufwendig verzierten Clubwesten unschwer zu erkennen war – und hielt ihnen Fotos unter die Nase.

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