Verfuehrung im Mondlicht by Amanda Quick

Autor:Amanda Quick [Quick, Amanda]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Historical
veröffentlicht: 2014-01-16T23:00:00+00:00

22

»Vielen Dank, dass Ihr uns ohne Voranmeldung empfangt, Mr. Cuthbert.« Ambrose zog Concordia einen Stuhl heran und setzte sich dann ebenfalls hin. Er zupfte seine Bügelfalte zurecht, setzte die Spitze seines Gehstocks auf den Teppich zwischen seine Knie und legte seine behandschuhten Hände auf die Krücke.

Concordia murmelte kühl und höflich etwas Unverbindliches. Cuthbert schien die kaum verhüllte Verachtung in ihrer Stimme nicht wahrzunehmen, doch Ambrose registrierte sie nur zu deutlich. Glücklicherweise verbarg ihr schwarzer Witwenschleier ihre Miene.

»Das ist doch nicht der Rede wert, Sir«, sagte Cuthbert. Eifer, der schon fast an Verzweiflung grenzte, glitzerte in seinen blassen Augen. »Zufällig habe ich heute Nachmittag etwas freie Zeit.«

Ambrose vermutete, dass die Rollen, die Concordia und er heute spielten, nämlich die eines offensichtlich vermögenden Paares der Oberschicht, der wahre Grund dafür waren, dass Cuthbert etwas freie Zeit in seinem Terminkalender gefunden hatte.

Theodora hat sein Wesen sehr gut eingefangen, dachte Ambrose. Cuthbert war tatsächlich ein Finanzverwalter, dessen Geschäfte offenbar alles andere als gut gingen. Angesichts der verblichenen Vorhänge und der schäbigen Möbel in seinem Büro konnte er es sich kaum leisten, neue, vermögende Klienten abzuweisen.

»Sehr freundlich von Euch«, murmelte Ambrose in seinen Bart.

Das falsche Haar seiner Perücke, des Schnurr- und Ba-

ckenbartes war mit Silber und Grau durchsetzt. Es war nicht sein Lieblingskostüm, weil es ihm nach einer Weile stets zu warm darin wurde. Doch es war eine sehr wirksame Verkleidung. Der Eindruck fortgeschrittenen Alters wurde durch den konservativen Schnitt seines Gehrocks und den dicken Schal um seinen Hals noch betont.

Hannah, Phoebe, Edwina und Theodora hatten ihn sehr neugierig gemustert, bevor er sich vor einer Stunde mit Concordia auf den Weg gemacht hatte. Sie waren begeistert von seiner Verkleidung gewesen.

»Ihr seht noch älter aus, als Ihr seid«, hatte Phoebe erklärt. »Eher wie der ältliche Großvater von jemandem.«

»Aber noch durchaus gut beieinander für einen Herrn solch fortgeschrittenen Alters«, hatte ihn Concordia mit einer verdächtig ernsten Miene getröstet.

Cuthbert schaute ihn jetzt aufmerksam und neugierig an. »Wie kann ich Euch behilflich sein, Mr. Dalrymple?«

»Ich möchte sofort zum Punkt kommen. Mrs. Dalrymple und ich suchen nach einer jungen Dame. Sie ist eine entfernte Verwandte, die ihre Eltern vor einem Monat verloren hat und in einem Waisenhaus untergebracht wurde. Wir möchten Euch engagieren, um sie wiederzufinden.«

Cuthberts Miene gefror. Etwas wie Panik flammte in seinen Augen auf. »Verzeiht mir bitte, Sir, ich bin Finanzverwalter. Ich kümmere mich ausschließlich um finanzielle Angelegenheiten. Testamente, Investitionen und dergleichen. Ich suche nicht nach verschwundenen Verwandten.«

»Auch nicht, wenn es dabei um ein Vermögen geht?«, fragte Concordia kühl.

Cuthbert konnte kaum noch atmen. Seine Wangen liefen rot an. Er fummelte nervös an dem Knoten seiner Krawatte, offenbar in dem Versuch, ihn zu lösen.

»Ein Vermögen sagt Ihr, Mrs. Dalrymple?« Interesse vertrieb schlagartig die Furcht aus seinem Blick.

»Allerdings.«

Sie verspottet ihn, dachte Ambrose. Wie er befürchtet hatte, gefährdete ihre feindselige Einstellung Cuthbert gegenüber seinen Plan. Es wurde Zeit, die Situation selbst in die Hand zu nehmen.

»Wir wollen Euch nicht mit den unseligen Einzelheiten langweilen«, sagte er rasch. »Es genügt zu sagen, dass eine ältere Verwandte der Familie meiner Frau kürzlich verschieden ist.

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