Verfall (German Edition) by Transchel F.W.G

Autor:Transchel, F.W.G. [Transchel, F.W.G.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Science Fiction
veröffentlicht: 2014-02-07T23:00:00+00:00

***

"Da sind wir also wieder", sagte sie knapp, als sie dem Deutsch-Koreaner gegenüber Platz nahm. Sie nahm einen tiefen Schluck aus der Tasse. "Ich will ehrlich zu Ihnen sein, ich komme nicht weiter."

"Sie erwarten hoffentlich kein Mitleid von mir", sagte Seoung Lee ruhig. Dennoch schien es Ines, als verrieten seine Züge so etwas wie Belustigung ob ihres Eingeständnisses. Immerhin. Eine Regung. Doch jetzt tat das nicht zur Sache. Es galt zu beobachten, wie er auf ihre Ankündigung reagierte.

"Oh, gewiss erwarte ich kein Mitleid von ihnen", äffte sie ihn nach. "Ich werde Ihnen sagen, was ich erwarte. Morgen in aller Frühe setzen wir den Haftprüfungstermin an und sie werden gestehen, ganz einfach."

"Und dann?"

"Das hängt ganz davon ab, ob der Haftrichter ihre Ausführungen schlüssig findet und die Ermittlungen deutlich machen können, dass ein Verdacht besteht, sie weiter in Untersuchungshaft zu lassen. Und es gibt genug Leichen von Alten, die stark dafür sprechen."

"Warum erzählen Sie mir das, Frau Kommissar.?"

"Weil es nur die halbe Geschichte ist. Ich schreibe eine Pressemitteilung, in der erklärt wird, dass Sie ein Geständnis ankündigen und auch den Mechanismus erläutern wollen, mit dem sie es getan haben. Dann werde ich so etwas hinzufügen wie 'Die Sonderkommission erklärte, dass man zuversichtlich sei, innerhalb weniger Tage das Gegenmittel hergestellt zu haben, sodass weitere Opfer unwahrscheinlich sind.'"

Seoung Lee lächelte grimmig. "Ich habe es Ihnen doch schon erklärt. Es kann nicht aufgehalten werden."

"Das weiß ich, und ich glaube Ihnen offen gesagt mittlerweile auch. Aber die Frage ist ja, glauben es alle?"

Seoung Lee blieb scheinbar ruhig, doch Ines gelang es, ein leichtes Zucken der Unterlippe zu beobachten. Das war das Zeichen, auf das sie gehofft hatte. Sie wusste, dass es gefährlich war, hier so zu bluffen, doch sie musste sich auf ihr Gespür verlassen und die Sache durchziehen.

"Wer?", fragte sie.

"Wie bitte?"

"Wer steckt hinter dem Anschlag auf die Alten? Es ist offensichtlich, dass sie nicht alleine gearbeitet haben. Während Sie hier drin sitzen, sind zwei Menschen ermordet worden, die mir etwas hätten erzählen können. Sie selbst können es nicht gewesen sein, also war es jemand, der große Angst hat, dass wir etwas herausfinden. Und die Frage ist ja, glaubt dieser jemand, dass Sie dicht halten?"

Seoung Lee zitterte eine Winzigkeit, hielt aber die Fassade seiner Mimik aufrecht. "Ich weiß nicht, was Sie meinen. Ich habe ganz allein gehandelt und übernehme die volle Verantwortung."

"Das haben Sie schon gesagt. Verantwortung hin oder her, es gibt noch jemanden, der davon weiß und er macht sich große Sorgen um den Erfolg seiner 'Mission'. Die Frage ist, vertrauen sie ihnen soweit, dass sie glauben, dass Sie nichts verraten?"

Zufrieden stellte sie fest, dass Seoung Lee begann, zu grübeln. Sie wusste nicht, worüber oder warum, doch zumindest hatte sie hier etwas gefunden und sie musste der Idee von einem Indiz auf der Spur bleiben.

"Es ist nicht mehr aufzuhalten", sagte Lee wieder.

"Das spielt keine Rolle", sagte Ines. "Ich muss versuchen, was ich kann, und wenn es nicht aufzuhalten ist, dann werden wir das früh genug merken. Doch wenn es etwas gibt, das wir tun können, dann werde ich es finden.

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