Verdammt, wo ist der Braeutigam by Nicola Holzapfel

Verdammt, wo ist der Braeutigam by Nicola Holzapfel

Autor:Nicola Holzapfel [Holzapfel, Nicola]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783423347457
Herausgeber: DTV Deutscher Taschenbuch
veröffentlicht: 2013-01-31T23:00:00+00:00


Das Foto

DER SCHÖNSTE TAG IM LEBEN – FÜR IMMER KONSERVIERT

Vor einigen Jahren wohnte ich in München in der Nähe einer idealen Kulisse für Hochzeitsfotos: dem Nymphenburger Schloss und seinem Park. Ich war fast täglich dort, die Brautpaare waren es auch. In ihrem Schlepptau hatten sie stets einen Fotografen.

Das Hochzeitsfoto ist wichtig, es hält die Liebe fest. Die meisten Paare scheuen dafür weder Zeit, Kosten noch Aufwand. Bei meinen Spaziergängen durch den Park konnte ich feststellen, dass Brautpaare sehr geduldige Modelle sind und es immer wiederkehrende Inszenierungen gibt.

Selbst unter Paaren unterschiedlicher Nationalität herrscht ganz offensichtlich ein Konsens darüber, wie das ideale Foto aussehen muss. Regel Nummer 1 lautet: Das Foto wird nicht spontan, sondern von langer Hand geplant geschossen. Regel Nummer 2: Der Hintergrund ist zeitlos. Das Paar wird entweder im Grünen platziert (Alleen, Hofgärten, Parks) oder auf Sand gesetzt (Strand, Meer). Dieser Hang zur Natur steht in seltsamem Widerspruch zur perfekt organisierten Feier. Es muss sich um eine Art Ursehnsucht handeln, zu zweit allein im Freien zu sein, ohne alles andere und alle anderen.

Regel Nummer 3: Das Paar wird sorgfältig inszeniert. Entweder werden die frisch Vermählten dabei fotografiert, wie sie Hand in Hand gehen (von vorne oder hinten) oder, etwas dynamischer, rennen (wohin? Ins Glück, wahrscheinlich) oder zärtlich einander zugeneigt sind. Zu den häufig gewählten Posen gehört die Kippstellung. Der Bräutigam umfasst die Braut an der Taille und küsst sie derart herzhaft, dass sie nach hinten kippt. Sie liegt dann quasi in der Senkrechten.

Manchmal wird Wert auf ein Gruppenfoto gelegt. Dafür müssen dann auch die Gäste herhalten. Meine Freundin Laura erzählte mir von einem Fest, bei dem sich der Fotograf abmühte, die gesamte, etwa fünfzigköpfige Hochzeitsgesellschaft zu dirigieren: »Der Mann vorne rechts, bitte die Ellbogen rein, der Trauzeuge bitte etwas mit der Schulter nach vorne«. Er ließ sich weder vom zunehmenden Murren noch von den gegenseitigen Schuldzuweisungen seiner unfreiwilligen Modelle (»Trudl, konzentriere dich bitte und sieh nach vorne. Der Fotograf wird ja gar nicht fertig«) aus der Ruhe bringen. Der Mann war ein Perfektionist und die Gäste sein Material. Nach einer halben Stunde machte der Brautvater der Knipserei ein Ende: »Ich glaube, es ist genug«, sagte er resolut und lief durchs Bild davon. Laura weiß bis heute nicht, ob das Foto gelungen ist – es wurde nie verschickt.

Man sollte die Macht des Fotografen nicht unterschätzen. Es sind seine Inszenierungen, die das Foto im Zweifelsfall angreifbar machen. Niemand wüsste das besser als Prominente. Ihre Hochzeitsfotos gehen um die Welt, und Experten der Körpersprache freuen sich darüber, sie analysieren zu können. Zum Beispiel das Foto von Tom Cruise und Katie Holmes, das beide in einer goldgelb ausgeleuchteten Grotte zeigt. Tom hält Katies Hand an seiner Brust, ihre Köpfe berühren sich an den Schläfen. Sieht nett aus für einen Laien, mit etwas Fantasie fangen die zwei gleich zu tanzen an. Eine Expertin für Menschenkenntnis urteilte dagegen: Tom zeigt, wer das Sagen hat. Ist es also ein Wunder, dass die beiden inzwischen geschieden sind? Schlechte Noten gab es auch für das Foto von Prinz Albert von Monaco und seiner Charlene.



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