Verbotene Stunden des Gluecks by Kate Hewitt

Autor:Kate Hewitt [Hewitt, Kate]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Julia
ISBN: 9783733700843
Barnesnoble:
Herausgeber: Bookrix Gmbh Co Kg
veröffentlicht: 2014-08-04T22:00:00+00:00

8. KAPITEL

Sie tat das Richtige. Lucia sagte sich das immer wieder, wie ein Mantra, während sie mit unsicheren Schritten das Hotel betrat. Angelo abzuweisen, sein großzügiges Angebot auszuschlagen, war nicht nur vernünftig, sondern die einzige Chance, vielleicht doch noch irgendwann ihren Seelenfrieden zu erlangen.

Wie lange hätte ihre Affäre wohl gedauert? Eine Woche? Einen Monat? Irgendwann hätte Angelo schließlich wieder genug von ihr und würde gehen, wie damals. Wie er es immer tat.

Verbissen schrubbte sie den ganzen Vormittag Fußböden, wienerte die Möbel, bis sie in der hereinfallenden Sonne glänzten, und bezog die Hotelbetten mit frisch duftender Wäsche. Schluss mit falschen Hoffnungen, unsinnigen Sehnsüchten oder Reue. Sie tat das Richtige, daran musste sie nur festhalten.

Und daran hielt sie sich auch die nächsten drei Tage, in denen sie Angelo nicht einmal zu Gesicht bekam. Es war, als wäre er plötzlich vom Erdboden verschluckt, und sie versuchte tapfer, nicht enttäuscht zu sein.

Am vierten Tag kam Maria in der Mittagspause zu ihr und riss Lucia damit aus ihren trübsinnigen Gedanken. „Darf ich mich zu dir setzen?“

Sie nickte lächelnd. „Hat Stefano dir geschrieben?“

„Nein, aber ich möchte ihm schreiben.“

„Schon wieder?“ Es war erst wenige Tage her, dass sie Maria geholfen hatte, einen ziemlich überschwänglichen Brief zu verfassen.

„Er war noch nie ein großer Schreiber“, nahm ihre Kollegin ihren abgöttisch geliebten Sprössling in Schutz. „Aber weil ich ihn liebe, ist es an mir, dran zu bleiben und ihn wissen zu lassen, was hier passiert und wie sehr ich ihn vermisse.“

Das schlichte und gleichzeitig so kraftvolle, unverblümte Bekenntnis rührte an Lucias Herz: Ich bleibe dran, weil ich ihn liebe.

Marias Liebe zweifelte nicht, sie wurde nicht weniger, unabhängig davon, ob Stefano ihr antwortete oder nicht. Natürlich war die Liebe zwischen Mutter und Sohn etwas anderes als die Liebe zwischen Mann und Frau, und trotzdem …

Habe ich Angelo jemals so geliebt? Seit Jahren redete sie sich das zumindest ein, ohne auch nur einen einzigen Brief an ihn abgeschickt zu haben. Nicht, nachdem er gegangen war, als sie achtzehn war, und nicht sieben Jahre später, als er sie erneut verlassen hatte. Als sie herausfand, dass sie schwanger war, hatte sie es zumindest versucht. Seite um Seite hatte sie verfasst, zerknüllt, weggeworfen … wieder hervorgeholt, geglättet und mit ihren Tränen benetzt. Einige hatte sie sogar in Umschläge gesteckt, aber abgeschickt hatte sie keinen der unzähligen Briefe.

Warum nur?

„Lucia?“

„Ja, verzeih. Natürlich helfe ich dir, ihm zu schreiben.“

Maria, die inzwischen Platz genommen hatte, zog ein Blatt Papier hervor und strich es liebevoll glatt, ehe sie Lucia einen Stift reichte.

„Was möchtest du ihm denn sagen?“

Stefanos Mutter lächelte schüchtern. „Einfach nur, dass ich ihn liebe, dass ich ihn vermisse und für ihn bete.“ Lucia schrieb alles genauso nieder, während Maria sie fast ehrfürchtig dabei beobachtete. „Und dass meine Arthritis etwas besser geworden ist, falls er sich darum Sorgen macht.“

„Ist sie denn wirklich besser, Maria?“, fragte Lucia hellsichtig und schmunzelte, als sie sah, wie die ältere Frau unbehaglich mit den Schultern zuckte.

„Na ja, es gibt immer mal gute und schlechte Tage, oder?“

Lucia bezweifelte ernsthaft, dass Stefano jemals auch nur einen Gedanken an die Gelenkschmerzen seiner Mutter verschwendete.

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