Verborgene Gefuehle by Nora Roberts

Verborgene Gefuehle by Nora Roberts

Autor:Nora Roberts [Roberts, Nora]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
veröffentlicht: 2014-10-04T22:00:00+00:00


9. Kapitel

Nach einer halben Stunde bekam Whitney unter dem Umschlagtuch kaum noch Luft. Es war einer jener Tag, an denen sie normalerweise so wenig wie möglich am Leibe trug und jede überflüssige Bewegung vermied. Statt dessen steckte sie in einem bodenlangen, langärmligen Sack, war in ein riesiges Tuch gehüllt und hatte vierzig Kilometer Fußmarsch vor sich.

Ein guter Titel für ihre Memoiren, beschloß sie. Unterwegs mit meinem Schwein.

Der kleine Kerl war ihr ans Herz gewachsen. Er watschelte hocherhobenen Hauptes vor ihnen her, als würde er eine Prozession anführen. Ob er wohl eine überreife Mango mochte?

»Wissen Sie, ich fange an, das Tierchen zu mögen.«

Doug blickte auf das Ferkel hinunter. »Gegrillt mag ich es noch lieber.«

»Sie sind ekelhaft.« Whitney warf ihm einen mißtrauischen Blick zu. »Das würden Sie doch nicht tun!«

Nein, das würde sein Magen nicht verkraften. Aber er sah keinen Grund, Whitney wissen zu lassen, daß er ein wenig empfindlich war. Er bevorzugte Schinken in abgehangenem und verpacktem Zustand.

»Ich kenne da ein Rezept für Schweinefleisch süß-sauer. Ist Gold wert.«

»Verleiben Sie's Ihrer Rezeptsammlung ein«, erwiderte sie forsch. »Dieses Schweinchen steht unter meinem Schutz.«

»Ich hab mal drei Wochen in einem Chinarestaurant in San Francisco gearbeitet. Als ich die Stadt verließ, hatte ich das schönste Rubincollier, das man sich denken kann, eine Krawattennadel mit einer schwarzen Perle, so groß wie ein Rotkehlchenei, und ein ganzes Buch voller Rezepte.« Geblieben waren ihm nur die Rezepte, aber die waren großartig. »Man legt das Schweinefleisch über Nacht ein. Es wird so zart, daß es einem auf der Zunge zergeht.«

»Verfressener Kerl!«

»Schweinswürstchen mit Kräutern. Frisch vom Grill.«

»Sie denken wohl nur mit dem Magen?«

Je weiter sie die Berge hinter sich ließen, desto breiter und ebener wurde die Straße. Die östliche Ebene war üppig, feucht und grün. Und für Dougs Geschmack viel zu frei einzusehen. Strommasten kamen in Sicht. Noch ein Nachteil. Dimitri konnte seine Befehle telefonisch weitergeben. Aber von wo aus? Folgte er der Spur, die Doug so dringend zu verwischen suchte? War er hinter ihnen und schloß auf?

Sie wurden verfolgt, soviel stand fest. Er kannte dieses Gefühl, das er seit ihrer Abreise aus New York nicht losgeworden war. Und doch ... Doug schob den Korb höher auf seine Schulter. Er konnte den Gedanken nicht abschütteln, daß Dimitri ihr Ziel kannte und geduldig wartete, bis die Falle zuschnappte. Wieder blickte er sich um. Er würde ruhiger schlafen, wenn er wüßte, aus welcher Richtung ihnen die Gefahr drohte.

Obwohl sie nicht riskieren konnten, das Fernglas zu benutzen, erkannten sie weitläufige, sauber angelegte Plantagen - mit viel freier Fläche, die einem Hubschrauber die Landung ermöglichte. Der Tag war klar, die Sicht ausgezeichnet. Um so leichter war es, zwei Menschen und ein Schwein, die die Straße nach Osten entlangwanderten, auszumachen. Doug behielt ein gleichmäßiges Tempo bei, in der Hoffnung, auf eine Gruppe Reisender zu stoßen, denen sie sich tarnungshalber anschließen konnten. Ein Blick auf Whitney zeigte ihm, daß ihr jetziges Vorgehen keine dauerhafte Lösung war.

»Müssen Sie so gehen, als würden Sie durch Bloomingdale's schlendern?«

»Wie bitte?« Whitney hatte sich gerade gefragt, ob ein Schwein wohl ein interessanteres Haustier als ein Hund abgeben würde.



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