Verborgen im Gletscher: Island Krimi (German Edition) by Arnaldur Indriðason

Verborgen im Gletscher: Island Krimi (German Edition) by Arnaldur Indriðason

Autor:Arnaldur Indriðason [Indriðason, Arnaldur]
Format: epub
veröffentlicht: 2019-10-30T16:00:00+00:00


Neunundzwanzig

Es verletzte Konráð, was Eygló über seinen Vater sagte, doch er versuchte nicht, ihn zu verteidigen. Er hatte schon deutlich Schlimmeres über seinen Vater gehört. Doch es war schon erstaunlich, dass dieser Mann so lange nach seinem Tod noch so heftige Gefühle bei seinen Mitmenschen hervorrief.

Manchmal hatte sein Vater von den spiritistischen Sitzungen erzählt. Meist abstruse Geschichten, über die man nur lachen konnte. Doch sie weckten Konráðs Interesse, und er hatte sich im Laufe der Zeit mit verschiedensten Hypothesen zum Leben nach dem Tod beschäftigt, unter anderem auch mit besagter Ätherwelt, die in den Augen der Spiritualisten genauso real war wie diese Welt. Wenn die Menschen mit ihrem Tod in die Ätherwelt übergingen, nehme die Seele alle Eigenschaften aus dem irdischen Leben mit, zum Beispiel die Persönlichkeit oder das Gedächtnis, die dann die Grundlage der neuen Existenz bildeten, des Ätherleibs. Nur die sterblichen Überreste blieben in unserer Welt zurück, der tote Körper, die nun nutzlos gewordene Hülle der Seele. Daran glaubte Eyglós Vater, der angeblich über eine Art Antenne ins Seelenregister der Ätherwelt verfügte.

»Ich versuche lediglich, meinen Vater zu verstehen«, erklärte Konráð. »Ich weiß, dass er nicht ohne Fehler war. Wenn du dir nicht zutraust, darüber zu reden, kann ich das gut verstehen. Ich bin mir ja selbst nicht ganz sicher, was ich mit meinen Recherchen erreichen will. Vielleicht versuche ich, ihn besser kennenzulernen. Ich glaube, ich habe ihn nicht besonders gut gekannt.«

»Manchmal ist es besser, die Dinge auf sich beruhen zu lassen«, sagte Eygló. »Hast du darüber mal nachgedacht?«

»Wenn ich ehrlich bin, ist das …«

Konráð zögerte.

»Was?«

»Genau das habe ich bis jetzt gemacht«, sagte er. »Es auf sich beruhen lassen. Ich glaube, ich wollte mich nicht damit beschäftigen, weil ich Angst hatte, auf irgendetwas zu stoßen, das ich nicht wissen will. Er war kein umgänglicher Mensch. Hat Sachen gemacht, die man niemandem erzählen darf. Ich war mir nicht sicher, ob ich mehr über ihn wissen wollte und über die Gründe für das, was ihm zugestoßen ist. Was, wenn er es verdient hat? Ich gehe davon aus, du hast …«

Konráð verstummte.

»Du weißt nicht, wovon ich spreche, oder?«

»Der Unterschied zwischen Engilbert und ihm war, dass mein Vater ein liebenswerter Mensch war und keiner Fliege etwas zuleide getan hätte«, sagte Eygló. »Aber er war auch sehr sensibel. Meines Erachtens hat er deshalb getrunken. Ich habe mir lange den Kopf darüber zerbrochen, warum er Selbstmord begangen hat. Er hat keine Erklärung hinterlassen. Hat in den Tagen davor nichts angedeutet. Es gab keinen Hinweis darauf, was er vorhatte. Keinen Brief an meine Mutter. Oder an mich. Nichts, was uns geholfen hätte, zu verstehen, warum er diesen Weg gewählt hat.«

»Also war es eine spontane Entscheidung?«

»Das muss es gewesen sein.«

»Hatte er so etwas vorher schon mal versucht?«

»Ja, tatsächlich. Einmal. Viele Jahre vorher.«

Schweigend blickte Eygló Konráð an, und er merkte, dass sie nicht weiter darüber reden wollte. Das verstand er gut. Sie kannten sich ja gar nicht, und er spürte, dass ihr dieses Treffen sehr unangenehm war.

»Hat er denn noch weiter als Medium gearbeitet, nachdem herauskam, wie sie



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