Venedigs Mörder by Guzewicz Alexander

Autor:Guzewicz, Alexander [Guzewicz, Alexander]
Die sprache: eng
Format: epub
ISBN: 9783939984337
veröffentlicht: 2014-04-28T00:00:00+00:00

Als Giustian das Büro des Bürgermeisters, einen über dreißig Quadratmeter großen Raum mit vertäfelten Wänden, einem blank polierten Steinboden und einem wuchtigen, unübersehbaren Schreibtisch, betrat, erhob sich Caravella aus seinem Chefsessel und reichte Giustian die Hand.

»Maresciallo Capo Giustian, schön, dass Sie endlich die Zeit gefunden haben, sich mit Ihrem Bürgermeister zu treffen. Normalerweise würde man ja annehmen, dass es von meiner Seite durchaus schwieriger sein würde, einen gemeinsamen Termin zu finden, aber bei Ihnen ist es anders. Setzen wir uns.«

Caravella deutete auf eine Sitzgruppe mit gepolsterten Stühlen und einem ovalen Holztisch in der Mitte.

Giustian gehorchte, obgleich er bereits jetzt bereute, dass er sich dazu entschlossen hatte, schon vor der anstehenden Pressekonferenz mit Caravella zu sprechen.

»Signor Caravella, Sie haben sicher schon von dem neuen Opfer, Signor Buato, gehört, aber deshalb bin ich eigentlich nicht hier. Ich habe noch eine Frage wegen Ihrer Mutter.« Giustian ließ den offenen Vorwurf Caravellas und seine Autoritätsbetonung unbeachtet und sah ihn stattdessen mit unbeeindrucktem Blick an.

Caravellas Augen funkelten für einen Moment böse auf, dann fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen, die ihn noch unsympathischer und arroganter wirken ließen: »Wir haben doch damals alles geklärt. Sie sollten besser an Ihrem aktuellen Fall arbeiten und dennoch – was wollen Sie von mir wissen?«

»Wir haben bei unseren Ermittlungen herausgefunden, dass die Opfer bereits im Vorfeld, also vor der Tat, eine Maske, meist war sie aus Porzellan oder Leder, erhalten haben. War das bei Ihrer Mutter der Fall?«

»Maresciallo Capo, wie Sie sich vielleicht noch erinnern können, hatte ich kein gutes Verhältnis zu meiner Mutter. Ich weiß es deshalb nicht und kann Ihre Frage nicht beantworten.« Caravella lehnte sich zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und sah Giustian mit abschätzendem Blick an.

»Dann fragen Sie die Hausdame ihrer Mutter«, antwortete Giustian lakonisch.

»Giustian, ich will Ihnen einmal etwas sagen: Ich werde die Haushälterin nach dieser Maske fragen. Alle weiteren Ermittlungsschritte werden aber in Zukunft über Ihren Colonnello mit mir abgesprochen. Ich will keinen Alleingang durch Sie oder Ihre Männer, und dazu gehören auch alle Ermittlungen in Verbindung mit Venezia Nuova, die Sie ja wieder aufgenommen haben, wie ich gehört habe. Ermitteln Sie gegen La Maschera und nicht gegen ein Hirngespinst. Konzentrieren Sie sich auf eine Zusammenarbeit mit der Stadt Venedig und somit auch mit mir. Das nur als kleiner Tipp für die Zukunft.« Giustian hatte sich zu Caravella über den Tisch gelehnt und sah ihm direkt in die Augen.

»Wenn wir gerade dabei sind, will ich Ihnen auch einmal etwas sagen: Mir ist es scheißegal, wer Sie sind oder welche öffentlichen Ämter Sie innehaben. Ich führe meine Ermittlungen durch, wie es mir passt. Gerade deshalb steht die Carabinieri in einem weitaus besseren Licht da als unsere Kollegen von der Polizia di Stato, und so wird es auch in Venedig sein. Wenn ich es für nötig halte, informiere ich Sie als Bürgermeister über mein weiteres Vorgehen. Im Übrigen erwarte ich Ihre Antwort bis heute Abend. Sie können mir eine Nachricht in der Stazione hinterlegen lassen. So viel zu Ihrem Tipp.« Giustian lehnte sich zurück, steckte die Hände in seine Hosentaschen und sah Caravella herausfordernd an.

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