Valerie – Herrin auf Cotton Fields by Carrington Ashley

Valerie – Herrin auf Cotton Fields by Carrington Ashley

Autor:Carrington, Ashley [Carrington, Ashley]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Weltbild
veröffentlicht: 2014-05-27T22:00:00+00:00


10

Die Bewölkung kam am Abend. Es waren dunkle Gewitterwolken, die aus Nordosten heraufzogen und sich am Himmel zusammenballten. Ein Gewitter lag in der Luft.

Matthew saß in dem kleinen Raum hinter dem Ruderhaus der RIVER QUEEN und hielt einen Plausch mit Scott McLain, dem offiziellen Captain und besten Mississippi-Lotsen, den er kannte. Scott McLain konnte seine irische Abstammung nicht verleugnen. Er war von stämmiger, untersetzter Gestalt mit einem etwas grobflächigen Gesicht, hatte rotblondes Haar, das er eines Kammes nicht für nötig erachtete, und konnte Unmengen von Whisky in sich hineinschütten, ohne dass sich bei ihm auch nur die geringste Wirkung zeigte. Scotts Vater war schon Lotse auf dem Ol’ Man River gewesen, dem Strom der Ströme, und Scott hatte ihn von Kindesbeinen an begleitet. Er kannte jede Flussbiegung, jeden Strudel und jede Untiefe zwischen New Orleans und St. Louis.

Sie tranken gut abgelagerten Whisky und nebelten den kleinen Raum mit den würzigen Rauchwolken ihrer dicken Zigarren ein, die Matthew mit dem Whisky gebracht hatte.

»Noch eine Woche, und wir haben November«, sagte Scott McLain. Matthew nickte nur, obwohl er genau wusste, worauf der Flusslotse hinauswollte.

»Auf den Plantagen ist jetzt alle Baumwolle geerntet, die Geschäfte sind unter Dach und Fach. Die Fremden werden die Stadt verlassen«, sagte Scott und nippte an seinem Whisky.

»Ja, das bekomme ich schon zu spüren«, pflichtete Matthew ihm bei. Auf seinem Rundgang durch die Spielräume auf seinem Raddampfer hatte er nicht übersehen können, dass man sich schon längst nicht mehr so an den Tischen drängte wie noch vor zwei Wochen. Der Strom der Spieler hatte spürbar nachgelassen, und es würden bald noch weniger werden.

»Ich schätze, es wird bald Zeit, Mister Melville.«

Matthew grinste verständnisvoll. »Sie können es gar nicht mehr erwarten, nicht wahr?«

»Sie kennen mich doch«, sagte Scott McLain achselzuckend.

Matthew lachte. »Also gut, sehen Sie zu, dass die RIVER QUEEN ausreichend Brennstoff und Vorräte an Bord nimmt, und sagen Sie dem Chefsteward, dass er noch einige Stewards anheuert.«

»Wir gehen also wieder auf Fahrt!«, freute sich Scott McLain.

»Sie sagen es. Scott, auf eine gute zweite Saison!« Matthew stieß mit ihm an.

Es war jedes Jahr dasselbe Ritual. Mit Beginn des Winters, wenn die RIVER QUEEN als schwimmendes Kasino nicht mehr ausgelastet war, reihte sie sich in die Zahl derjenigen Raddampfer ein, die zwischen New Orleans, Memphis und St. Louis hin und her pendelten. So wurde die Kabinenkapazität und das Kasino besser genutzt. Sie blieben dann in jeder Hafenstadt ein paar Tage liegen, weil die Ankunft der RIVER QUEEN für alle Spieler, die keine Gelegenheit gehabt hatten, nach New Orleans zu kommen, stets ein großes Ereignis war.

»Ich werde alles Notwendige veranlassen. Werden Sie die erste Fahrt mitmachen?«

Matthew dachte daran, dass er erst vor knapp einer Woche mit Valerie in das Haus in der Monroe Street eingezogen war. Er konnte es ihr einfach nicht antun, sie jetzt schon für mehrere Wochen allein zu lassen. »Das wird nicht möglich sein, Scott. Sie haben die RIVER QUEEN vorerst ganz für sich. Ich denke, das wird Ihnen nach der langen Liegezeit bestimmt nicht ganz unwillkommen sein.«

Scott McLain versuchte gar nicht erst, einen gegenteiligen Eindruck zu erwecken.



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