Valdez by Elmore Leonard

Valdez by Elmore Leonard

Autor:Elmore Leonard [Leonard, Elmore]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-09-11T16:00:00+00:00


5

»Er wird sterben«, sagte der Segundo. »Vielleicht noch heute abend.«

Der Mexikaner lag rücklings auf der Verladerampe. Man hatte ihn vom Pferd gehoben und dorthin gelegt. Er sah zum Segundo und zu Frank Tanner empor. Er konnte die Leute auf der Straße hören, aber er hatte weder die Kraft noch den Willen, auch nur den Kopf zu drehen, um nach ihnen zu sehen. Er hörte, wie der Segundo etwas vom Sterben sagte, und er wußte, daß er, noch vor Sonnenuntergang, sterben würde. Und er überlegte, was er wohl falsch gemacht hatte. Er wünschte sich, alles noch einmal von vorn tun zu können … von dem Zeitpunkt an, als er Valdez auf dem Bergpfad entdeckt hatte. Und er sah, wie Mr. Tanner ihn kalt anstarrte und dann fragte, ohne die Lippen zu bewegen: »Und was hat er noch gesagt?«

Der Mexikaner, der gleich sterben würde, sah zu Mr. Tanner hinauf. Der Segundo sagte: »Valdez kommt. Das ist alles.«

»Und woher sollen wir wissen, daß es derselbe Mann ist?«

»Es ist sein Name.«

»Es gibt Hunderte von Männern, die Valdez heißen.«

»Vielleicht, aber es muß sich um denselben handeln«, sagte der Segundo. »Haben Sie nicht selbst gesagt, daß er auch den Nigger mit einem Schrotgewehr getötet hat?«

»Mit einer Waffe, wie sie üblicherweise von Farmern benutzt wird.«

»Ich weiß nicht«, sagte der Segundo. »Die Art, wie er diese Waffe handhabt …«

Tanner sah vom sterbenden Mexikaner auf und über den Platz hinweg zu den fernen Hügeln, wo der Himmel vom Abendrot gefärbt wurde. Dieser Valdez hatte einen von Tanners Leuten getötet und ausrichten lassen, daß er herkommen wollte. Wozu? Doch bestimmt nicht nur deswegen, um der Frau irgend eines toten Niggers zu helfen. Und er konnte auch nicht einfach hergeritten kommen und mit vorgehaltener Waffe Geld verlangen. Das würde ihm nie gelingen. Er würde weder bis hierher kommen noch von hier wieder fort. Was wollte er dann? Und wer war dieser Mann überhaupt?

Der Segundo sah ebenfalls zu den Bergen hinüber.

»Er ist bestimmt schon wieder fort«, meinte der Segundo. »Er wird gewiß nicht dort warten.«

»Schick jemanden hin, der sich davon überzeugen soll.«

»Er könnte jetzt schon sonstwo sein.«

»Verdammt, du hast doch Leute, die sich aufs Spurenlesen verstehen, oder?«

»Sicher, wir haben ein paar solche Leute.«

»Dann schick sie sofort los!« befahl Tanner schroff. »Und falls er noch dort sein sollte, müssen sie ihn finden und herbringen … ob mit dem Kopf nach oben oder unten, ist mir vollkommen egal. Schick auch einige Leute nach Lanoria. Sie sollen sich dort umsehen und mit allen reden, die ihn kennen. Ich möchte, daß mitten auf der Main Street ein Schild aufgestellt wird mit der Aufschrift, daß Valdez bereits jetzt so gut wie tot ist … und daß jeder, der ihm auch nur die geringste Hilfe leistet, ebenfalls bereits so gut wie tot ist. Hast du verstanden?«

»Wir fangen morgen mit dem Rindertreiben an«, sagte der Segundo.

Tanner starrte ihm ins Gesicht.

»Mit dem Rindertreiben fangen wir an, wenn ich es sage!«

Der Segundo nickte.

»Frag den Mann hier noch einmal, ob es wirklich derselbe Mann war, der bereits zweimal mit mir gesprochen hat«, sagte Tanner.



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