Unter Räubern by Andreas Venzke

Unter Räubern by Andreas Venzke

Autor:Andreas Venzke
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Tags: Jugendroman
Herausgeber: Boje Verlag
veröffentlicht: 2014-01-07T23:00:00+00:00


Die Umkehr

s war spät am Morgen. Der Regen, der seit Mitternacht ununterbrochen geprasselt hatte, hörte auf. Sebastian schlug die Augen auf. In der Hütte schliefen noch alle, nun erst richtig, da man sich nicht mehr hin und her wälzen musste, um weniger zu frieren. Zwar hatten die Frauen allen eine Art Bett gemacht, aus Zweigen und Laub und Moos, aber es wärmte irgendwann nicht mehr und auch die Gelenke taten weh. Die meisten lagen deswegen auf dem Rücken – und schnarchten, der schwarze Bert so sehr, dass er immer wieder nach Luft schnappte wie ein an Land geworfener Fisch.

Sebastian sah sich um und erschrak: Holzmeier blickte ihm direkt ins Gesicht. Er lag mit offenen Augen zusammengekrümmt da, Beine und auch Hände gefesselt. Keiner hatte ihm eine Decke hingeworfen. Immerhin durfte auch er auf dieser Art Bett liegen, dachte Sebastian, und wegen der kühlen Nacht: Holzmeier hatte genug Speck am Körper! Um Marie, die in der anderen Hütte schlief, hatte sich Agnes gekümmert.

Holzmeier musste ihn schon länger beobachtet haben. Sebastian überwand sich und sah bewusst zurück. Er hatte sich die Freiheit erkämpft, vor Holzmeier nicht mehr zu Boden blicken zu müssen. Er dachte an die Demütigungen, denen er seinetwegen ausgesetzt gewesen war, an Holzmeiers heimliche Befriedigung, wenn er mit dem Stock zuschlagen konnte.

Sebastian kniff die Augen zusammen und dachte, dass Holzmeier wohl sein Gesicht studiert hatte. Und er merkte, dass dieser Schinder ihn nicht erkannte, ihn nicht erkennen konnte: Sein Bart schützte ihn. Doch er ärgerte sich über diesen Gedanken: Vor diesem Menschen brauchte er keinen Schutz mehr. Er lächelte und Holzmeier sah zur Seite.

Das forderte Sebastian plötzlich heraus. Es war wie ein Damm, der brach. Von seinem Strohlager aus nahm er einen langen Zweig, den er hinter sich liegen sah. Damit strich er auf die Entfernung Holzmeier übers Gesicht. Der schüttelte abwehrend den Kopf und sah ihn böse an. Sebastian zog den Zweig zurück, streckte ihn aber gleich wieder aus und zog eine Grimasse, als Holzmeier ihn wieder böse ansah. War das eine Befriedigung! Holzmeier konnte sich nicht wehren, er konnte noch nicht mal was sagen, weil er befürchten musste, Ulli oder den schwarzen Bert zu wecken.

Sebastian spielte mit Holzmeier wie die Katze mit der Maus. Er schob den Zweig vor, Holzmeier zog den Kopf zurück, Sebastian schob weiter, Holzmeier legte den Kopf in den Nacken, Sebastian kitzelte ihn am Hals, Holzmeier schob den Kopf vor und so ging das lange. Sebastian genoss jeden Augenblick.

Doch plötzlich erkannte er in Holzmeiers Gesicht einen anderen Ausdruck, nicht mehr von Ärger, sondern von Verzweiflung. Wurden seine Augen nicht feucht?

Sebastian trat ins Freie und sah, dass einige Frauen aus der anderen Hütte schon aufgestanden waren und ihren Arbeiten nachgingen. Ein Kind wollte mit ihm spielen, aber er fragte es nur nach Marie, der neuen Frau. Das Kind zeigte zu Brutus hinüber.

Die Sonne brach durch, da begrüßte ihn Dennelle freudig. Sie fragte, ob er essen wolle. Es gebe Brot und Speck. Sebastian nickte und ging hinter einen der tropfend nassen Bäume, um zu pinkeln.

Sie blieb



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