Unter Anklage (German Edition) by Methos Victor

Unter Anklage (German Edition) by Methos Victor

Autor:Methos, Victor [Methos, Victor]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-02-24T00:00:00+00:00


16

Das graue und regnerische Wetter war von einem Moment auf den anderen einem sonnigen und wolkenlosen Tag gewichen. Brigham saß in seinem Büro und las den juristischen Artikel der University of Texas, in dem es um die Beweisführung in Prozessen ging, bei denen der Angeklagte als geistig nicht zurechnungsfähig gilt. Scotty schlenderte herein. Er blieb in der Tür stehen, änderte dann wohl seine Meinung und ging wieder. Dann verharrte er im Flur, murmelte etwas vor sich hin, kam zurück und setzte sich Brigham gegenüber.

»Was ist, Scotty?«

»Dieser Fall macht mich verrückt.«

»Welcher Fall?«

»Amanda Pierce.«

»Warum macht er Sie verrückt?«

»Weil Sie so nett sind. Ich hab schon eine Reihe von Anwälten gesehen, wie sie verbittert geworden sind wegen dem, was vor Gericht passiert. Ich möchte einfach nicht, dass Ihnen das auch passiert.«

Brigham konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Seine Besorgnis klang echt und es war ein Charakterzug, den er nur bei wenigen Jurastudenten und Juristen feststellen konnte. »Ich werd schon damit fertig.«

Scotty nickte traurig und stand auf. Als er schlurfenden Schritts zu seinem Büro ging, konnte Brigham noch sehen, wie er die Hände rang.

Danach kam Molly herein und setzte sich wortlos. Sie fuhr mit den Fingern an der Schreibtischkante entlang und wischte ein paar Partikel weg, die von der holzgetäfelten Decke stammten. Brigham legte den Artikel beiseite, den er gerade gelesen hatte, und sah Molly an.

»Was ist?«, fragte sie. »Ich denke, der Fall bedeutet Ihnen langsam etwas.«

»Es ist nichts Verwerfliches daran, wenn man nicht gern verliert.«

»Es ist auch nichts Verwerfliches daran, wenn einem ein Fall nahegeht.«

Sie sah aus dem Fenster. Ein Auto parkte und ein Mann in einem Anzug stieg aus und putzte sich die Nase. Eine Frau stieg unbeholfen auf der Beifahrerseite aus. Ihr Kleid war fast transparent. »Ich muss zugeben, dass das interessanter als Scheidungsprozesse ist. Da steht das Leben eines Menschen auf dem Spiel.«

Brigham sah sie an. Wie ihre Haare auf die Schultern fielen. Ihr perfekt geschnittenes Gesicht, ihre Hände mit den schlanken Fingern und ihre lackierten Nägel.

»Ich würde Sie heute Abend gern zum Essen und ins Kino einladen.«

»Wie bei einem Date?«

»Nicht wie bei einem Date. Das ist ein Date.«

»Sie gehen aber ran.«

»Ich habe das vor dem Spiegel geübt.«

Sie kicherte. »Das hab ich gemerkt … Okay, gut. Abendessen und Kino. Aber ich zahle. Ich möchte nicht, dass Sie Ihre Miete nicht mehr zahlen können, nur weil Sie mit mir ausgegangen sind.«

»Ich bin mir meiner Männlichkeit so bewusst, dass ich Ihre Einladung annehme.«

»Dann heute Abend. Nach der Arbeit.«

Ihr Telefon klingelte und sie stand auf und nahm im Gehen den Anruf entgegen. Brigham nahm wieder den Artikel zur Hand, konnte sich aber nicht auf ihn konzentrieren. Er fühlte Schmetterlinge in seinem Bauch. Schließlich legte er den Artikel weg und fand, dass er einen Ortswechsel vornehmen sollte. Die Kaffeebar erschien ihm geeignet. Er ging in gemütlichem Tempo dorthin und fand einen Platz nahe dem Eingang.

Er besuchte sein Facebookprofil, eine Sache, die er schon mindestens einen Monat vernachlässigt hatte. Seine alten Freunde aus Louisiana hatten Fotos von ihren Kindern gepostet. Er sah sie sich nacheinander an.



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