Unsterbliche Sehnsucht by Anne Marsh

Unsterbliche Sehnsucht by Anne Marsh

Autor:Anne Marsh [Marsh, Anne]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Paranormal
ISBN: 9783802589027
Google: lWAVmwEACAAJ
Herausgeber: Egmont LYX
veröffentlicht: 2013-12-11T23:00:00+00:00


11

Sie kam sich vor wie Aschenputtel in einem Ballsaal, in dem eine düstere, erotisch aufgeladene Stimmung herrschte. Vielleicht hätte das reichen müssen. Bei Gott, für die meisten Frauen wäre das sicher ein hinreichender Grund gewesen. Geiler Sex und ein noch geilerer Gefallen – eigentlich hätte sie »Hier« schreien sollen, doch stattdessen hielt sie nach dem Ausgang Ausschau. Ein Fluchtweg war allerdings nicht in Sicht, denn sie wurde von lauter Männern umringt, die sie bedrängten. Für einen kurzen Moment stieg das Gefühl in ihr auf, die ganzen Körper nähmen ihr die Luft zum Atmen, doch dann spürte sie Naels Hand auf dem Rücken – warm, stützend und irgendwie seltsam tröstlich. Als sie dennoch zögerte, beschrieb er mit seinem Daumen zur Beruhigung einen kleinen Kreis über ihrer Wirbelsäule. Er gab ihr Halt. Sie wollte gehen, wollte raus aus dem Club und sich ihr Leben zurückholen, machte stattdessen jedoch noch einen Schritt auf die Tanzfläche zu.

»Gebt ihr Rückendeckung«, blaffte Zer, um gleich darauf warnend fortzufahren: »Mitternacht … Sie trifft ihre Wahl um Mitternacht.« Er knurrte und entfernte sich, wobei er Vkhin und Nael neben ihr stehen ließ wie eine dämliche Ehrenwache. Vor wem musste sie eigentlich beschützt werden? Vor ihm? Oder vor den ganzen Männern im Club, die ihre Köpfe nach ihr umdrehten und sie mit gierigen, abwägenden Blicken bedachten, während sie dem hell beleuchteten Fahrstuhl den Rücken kehrte.

»Das hier ist keine stille Auktion. Er kann mich zu nichts zwingen.«

Das konnte er nicht.

Nael entgegnete nichts. Vielleicht war Zer sehr wohl dazu in der Lage. Womöglich hatte er noch irgendein Ass im Ärmel, von dem sie nichts wusste.

»Mach dich mit ihnen bekannt, Süße. Schau sie dir nur mal an. Sie sind den ganzen weiten Weg hierhergekommen, um dich zu treffen, dich zu sehen. Da willst du sie doch jetzt nicht einfach nach Hause schicken«, murmelte Nael schließlich.

Das war doch nicht ihre Schuld. Wie irrational, dass sie jetzt auch noch Gewissensbisse verspürte.

Die ersten beiden Männer, die sie begrüßten, schienen irgendeiner Fantasie entsprungen zu sein, wirkten geheimnisvoll und wild. Ihre kraftvollen Körper unter all dem Leder und den Klingen waren nicht zu übersehen. Der elende Schrott war genug der Warnung.

»Tanzt du mit uns?« Der Gefallene vor ihr streckte ihr seine Hand entgegen, doch sie starrte nur wie blind darauf. Tanzen?

Das machte sie nicht – wobei das, was sich hier vor ihren Augen im Club abspielte, auch keinem der gängigen Tänze ähnelte, wie man sie lernte. Es war purer Sex, eine brodelnde Masse sich windender Körper. Männer. Frauen. Paranormale. Sie alle befanden sich in einem herrlichen, heißen Sog aus Rhythmen und Klängen.

»Nein«, platzte sie, ohne nachzudenken, heraus. »Ich tanze nicht.« Verzweifelt atmete sie tief ein wie ein Raucher, der lange keine Zigarette mehr gehabt hatte. Einen schier endlos wirkenden Moment lang blieb ihr die Luft weg. Diese ganze Situation schnürte ihr die Kehle zu, bis sie schon glaubte, sie würde ersticken.

Eine Hand wurde ihr ins Kreuz gedrückt, sodass sie nicht wieder zurück in den Aufzug gehen konnte. Schließlich glitten die Türen zu und der Fahrstuhl setzte sich wieder in Bewegung.



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