Unser Dasein by Alfred Döblin

Autor:Alfred Döblin [Döblin, Alfred]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783104038155
Herausgeber: FISCHER E-Books
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00

Die Musik hat keine Worte und keine ›Begriffe‹, ›Gedanken‹, aber Gedanken einer anderen Denksphäre. Man kann sich an Hand der Musik ein Bild machen, wie etwa ein Kristall oder das Wasser denkt, für eine Pflanze ist es ein zu bewegtes Denken, beim Menschen aber kann es Kunst sein – die Auflösung, das Einsenken in die anorganische Welt. Musik ist, obenhin, etwas Leidenschaftliches, Schwärmerisches, Hübsches, Warmes oder Trauriges, Trägerin eines Ausdrucks, mit Marschrhythmik, Tanzrhythmik. Jetzt – ›denkt‹ sie. Man sehe, höre Zusammenschlüsse, Begriffe. Man höre das, was ein musikalischer ›Begriff‹ ist. Deutlich gibt es auch für das Ohr Begriff und Logik.

Übrigens wäre es wunderbar, wenn es nicht so wäre. Es ist ein und derselbe Mensch, der hört, sieht, malt, schreibt, denkt. Er ›denkt‹ (oder ›wird gedacht‹; was soll angesichts der unvollständigen Individuation die Unterscheidung Aktivum und Passivum?) aber immer, einmal so, einmal so. Das fruchtbare Ich steht hinter allem. Dies Denken hier erfolgt in mehreren Ebenen, auch greifbar in der Linienführung der Stimmen. Es kommt zu Zusammenschlüssen und Verbänden, die einen Gedanken anfangen, ausführen, enden – dann durchdiskutieren und widerlegen. Auf dem Gefühlsmäßigen liegt nicht der Hauptakzent. Es ist nicht wichtig, was sich ausspricht, sondern daß sich etwas ausspricht und wie.

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