Ungleich by Nataly von Eschstruth

Ungleich by Nataly von Eschstruth

Autor:Nataly von Eschstruth [Eschstruth, Nataly von]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-04-14T00:00:00+00:00


XI.

Es herrschten unerquickliche Zustände in der Residenz.

Prinzessin Rafaela war noch viel zu jung viel zu verwöhnt und übermütig, um selbstständig zu sein. Um jedem Befehl und jeder Vorschrift zu opponieren, verstrickte sie sich mehr und mehr in ein Wesen, welches jeder Ernstdenkende auf das strengste tadeln musste.

Auch Herzog Heinrich und Herzogin Renée verurteilten es auf das schärfste und dennoch konnten sie keine Änderung erzwingen, denn ihnen widersetzte sich Rafaela aus Prinzip, um sich nicht mehr schulmeistern — ihrem Gemahl, um sich nicht mehr tyrannisieren zu lassen.

Und doch gab es ausser ihm keinen Menschen, der das Recht und den Mut gehabt hätte, der irregeleiteten jungen Frau die Wahrheit zu sagen, ihr die Augen über sich selbst und ihr Tun und Handeln zu öffnen.

Herzog Heinrich, der sonst so tatkräftige, energische Mann, konnte die Schwäche, welche er der Schwester gegenüber stets gehabt, auch jetzt nicht überwinden. Er grämte und sorgte sich, aber er vermochte es nicht, mit der vollen, so nötigen Energie als Oberhaupt des Hauses, als Fürst des Landes der Prinzessin wehrend entgegenzutreten.

Herzogin Renée hatte sich mit der Schwägerin überworfen, sie mied die Feste Rafaelas, und ergriff offiziell Partei für den Prinzen Carl Gustav, welcher an schwerem Nierenleiden langsam und hoffnungslos dahinsiechte. Das gab das Signal zu einer allgemeinen Spaltung der Gesellschaft, die sich in verschiedene Parteien zersplitterte, welche sich so schroff und feindlich gegenüberstanden, wie es der Fanatismus der Kleinlichkeit und Intoleranz gewöhnlich mit sich bringt.

Alle leichtlebigen, leider auch leichtsinnigen Elemente schaarten sich um Prinzessin Rafaela, welcher Erfahrung und Menschenkenntnis fehlte, um einzusehen, wie nur leichte Spreu ihr huldigend zuflog, alle besseren und gehaltvolleren Mitglieder der Gesellschaft sich jedoch ostensibel zurückzogen, um die Flagge des herzoglichen Paares durch die Saison zu tragen.

Der einzige bunte Falter jedoch, welcher sorglos und parteilos und überall wohl gelitten von einem Heerlager zum andern flog, war Graf Cyprian Lankwitz, just er, dessen Namen Frau Fama am meisten auf der Zunge führte, wenn es galt, Prinzessin Rafaela zu verurteilen. Juvivallera war ein Meister in der schwierigen Kunst, alle heiklen Klippen zu umschiffen. Er scheiterte weder hier noch dort; er, der Stein des Anstosses, blieb neutral und sah amüsiert zu, wie — zumeist um seinetwillen — der Sturm im Wasserglase tobte.

Er, der schöne, reife, übersättigte Mann, liess sich nicht mehr fesseln, weder durch Rafaelas bestrickenden Zauber, noch durch die liebenswürdigen Bemühungen des Fürsten, ihn dem Schloss zu gewinnen und dem Sophienhof zu entfremden. Er gab weder hier noch dort Anlass zu Tadel oder berechtigtem Vorwurf. Er liess sich achselzuckend von der Prinzessin anschwärmen und gab ihr lachend zu verstehen: „es sei Danaïdenarbeit, einen ausgeglühten Krater wieder entzünden zu wollen!“ — Er kokettierte mit seinem ergrauenden Haar und fühlte sich dennoch glückselig und geschmeichelt, dass er trotzdem noch imstande war, Leidenschaften zu entfachen, welche ein ganzes Land in Aufregung versetzten.

Man konnte ihm nichts vorwerfen. Er duldete die Auszeichnungen Rafaelas mit einer Selbstironie und einem Humor, welcher bemüht war, die „Passion für den alten Mann“ möglichst harmlos hinzustellen.

Seine amüsante Leichtlebigkeit machte ihn überall beliebt, und so sehr die kleine Hoheit



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