Und es wurde Nacht by Birgit C. Wolgarten

Und es wurde Nacht by Birgit C. Wolgarten

Autor:Birgit C. Wolgarten [Wolgarten, Birgit C.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Rügen, Insel, Prolibris Verlag, Kriminalroman, Und es wurde Nacht, Krimi, Birgit C. Wolgarten
ISBN: 978-3-95475-049-8
Herausgeber: Prolibris Verlag
veröffentlicht: 2015-02-22T16:00:00+00:00


22

„Ich bin bei dir, Georg.“

„Ich habe wieder wach gelegen, konnte einfach nicht schlafen.“

„Wo bist du gerade?“

„Am Nordstrand, ich sitze in einem aufgebrochenen Strandkorb.“

„Warum machst du das? Ich höre im Hintergrund ein Gewitter, das ist doch gefährlich.“

„Hast du nicht gelesen, dass man Wilhelmines Leiche in einem Strandkorb gefunden hat?“

„Doch, das habe ich.“

„Na, und ich bin eben hier, um ihr nahe zu sein.“

„Aber das ist doch verrückt, bei dem Wetter.“

„Vielleicht sollten wir besser ein anderes Mal miteinander sprechen. Es ist ja auch schon wieder mitten in der Nacht. Ich will dich nicht weiter stören.“

„Nein, nein, Georg, schon gut. Lass uns jetzt miteinander reden. Wie hast du heute deinen Tag verbracht?“

„Ich habe gearbeitet.“

„Den ganzen Tag?“

„Heute Morgen, in aller Frühe, da war ich am Südstrand. Ich habe Hilde getroffen, sie war ganz alleine am Strand.“

„Was? Sie war ganz alleine?“

„Ja, als ich sie so dastehen sah, so verloren ...“

„Ja, was, Georg?“

„Da glaubte ich, nein, ich war mir sicher, sie dachte an Wilhelmine. Ich ging zu ihr, in der Hoffnung, irgendwo einen Funken Realität zu erhaschen und zu erfahren, was sie über den Tod ihrer Freundin wusste und mitbekommen hatte.“

„Du wolltest deine Trauer mit ihr teilen?“

„Ja, irgendwie schon. Aber Hilde war wie immer in ihrer eigenen Welt versunken. Ich hatte ein paar selbst gepflückte Brombeeren dabei, die gab ich ihr. Ohne eine Regung in ihrem Gesicht, verzehrte sie die Früchte. Es gab einfach keinen Raum mehr für mich oder für letzten Freitag.“

„Letzten Freitag? Was war letzten Freitag?“

„Da habe ich Wilhelmine zum letzten Mal gesehen. Weißt du, nie im Leben hätte ich gedacht, mich mit einer Frau wie Hilde zu unterhalten, die nicht mehr alle Tassen im Schrank hat. Aber bei ihr ist es genau wie bei Wilhelmine, sie ist mir nicht fremd, sie ist mir nahe. Verrückt, nicht wahr?“

„Verrückt? Nein, das ist offensichtlich das Vermächtnis von Wilhelmine an dich. Du sollst dich um Hilde kümmern.“

„Wenn ich an Engel glauben würde, dann würde ich auch an deine Worte glauben, aber so ist das alles glatter Unsinn für mich. Andererseits, für Wilhelmine würde ich sogar den Bären im Zoo die Nägel schneiden.“

„Du bist manchmal richtig lustig, weißt du das? Ich stelle mir vor, wie du todesmutig in das Bärengehege trittst.“

„Nein, mutig bin ich gerade nicht, aber ich kann kämpfen, wenn es nicht anders geht. Das ist meine Stärke, Harald. Sonst hätte ich das Leben so nicht gemeistert, wie es im Augenblick ist. Weißt du, was ich gerade in den Händen halte?“

„Sag es mir.“

„Den Joshua Baum.“

„Aha, der Prospekt, dein Symbol des Lebens.“

„Er war schon ganz vergilbt, ich habe ihn in Folie einschweißen lassen.“

„Gute Idee, so kann er sich nicht abnutzen.“

„Oben steht in dicken schwarzen Lettern: Kommen Sie und staunen Sie! und darunter: Joshua Tree, National Park, California. Dann das Bild vom Joshua Baum. Einsam und verwachsen sieht er aus. Die Blätter an seinen Ästen wirken wie dicke Stacheln eines Kaktus. Für mich sehen sie aber eher aus wie stachelige und geballte Fäuste.“

„Somit wird er auch ein Symbol für die Stärke jedes Einzelnen? Oder ist er der Hilfeschrei eines geschwächten



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