Und Eva sprach ... by Voosen Jana

Autor:Voosen, Jana
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2014-08-12T04:00:00+00:00

14.

Obwohl ich von Alex keine offizielle Einladung zum Wieder-Einzug erhalten habe, fahre ich nach Büroschluss zurück nach Heven. Wo sollte ich auch sonst hin? Dennoch habe ich ein mulmiges Gefühl, als ich den Schlüssel im Schloss herumdrehe. Mit angehaltenem Atem betrete ich den Flur und höre gleich darauf eilige Schritte im ersten Stock.

»Du bist ja schon da«, ruft Alex mir noch von oben zu und kommt die Stufen herunter. Ich bin gerade dabei, meine Jacke auf den Garderobenhaken zu hängen, halte mitten in der Bewegung inne und wappne mich für einen erneuten Rausschmiss. Und richtig. »Du kannst die Jacke gleich anbehalten.« Obwohl ich irgendwie damit gerechnet habe, schießen mir die Tränen in die Augen. Gleichzeitig schimpfe ich mich selbst eine blöde Kuh. Eine halbe Stunde stand ich wieder vor dem Elbtunnel im Stau. Und wofür? Um von Alex sofort wieder aus dem Haus komplimentiert zu werden. So eine Gemeinheit. Corinna hatte also doch recht und ich hätte gleich ihr Angebot annehmen sollen, bei ihr zu übernachten.

»Wenn du meinst.« Ich tue so unbeteiligt wie möglich und ziehe die Jacke wieder an. Alex kommt auf mich zu, steht ganz dicht vor mir. Ich schaffe es nicht, ihm in die Augen zu schauen, sondern wende mich ab. In Richtung Tür.

»Warte«, sagt er und greift ebenfalls zur Garderobe. »Ich komme mit.« Überrascht bleibe ich stehen und sehe ihn an. Er sieht nicht feindselig aus.

»Du kommst mit? Zu Corinna?«

»Zu Corinna? Nein. Ich will dich zum Essen einladen.«

»Ehrlich? Warum?«

»Wir müssen reden.«

»Oh.« Diese drei Worte treffen mich wie ein Schlag in die Magengrube. Ich beiße mir auf die Lippen und murmele: »Okay.« Dann wende ich mich schnell ab und öffne die Haustür. Wir müssen reden, wir müssen reden, hämmert es in meinem Kopf. Das kann nur eins bedeuten. Da mache ich mir nichts vor. Wir müssen reden, das ist der international gültige Code für: Es ist vorbei. Wir müssen darüber reden, wann ich ausziehe, wie wir die Möbel verteilen und die Bücher auseinanderdividieren. Ob wir Freunde bleiben können und wie wir es unseren Eltern sagen. Obwohl ich meine Mutter nur zu Weihnachten und meinen Vater gar nicht sehe, macht mir der letzte Punkt besonders zu schaffen. Ich spüre einen Schluchzer in meiner Kehle aufsteigen, und obwohl ich die Lippen so fest zusammenpresse, dass es wehtut, dringt er nach draußen. Es klingt wie das Winseln eines Welpen, dem man auf den Schwanz getreten ist.

»Was ist?«, fragt Alex, der hinter mir die Tür abschließt.

»Nichts«, jaule ich.

»Evi.«

»Ich will nicht, dass wir uns trennen! Du musst mir noch eine Chance geben, Alex. Du musst. Ich will doch gar keine offene Beziehung. Und ich werde auch nie wieder mit einem anderen rumknutschen. Ich will nicht ausziehen. Ich will nicht meine Bücher aus dem Regal suchen. Wir haben sie doch gerade erst einsortiert. Alphabetisch.« Die Tränen laufen mir unaufhaltsam die Wangen herunter, und ich rede schneller, als ich denken kann.

»Evi, ich will doch nur mit dir essen gehen.«

»Ja, um mit mir zu reden.«

»Und?«

»Wir müssen reden. Das heißt, du willst Schluss machen.«

»Nein, das heißt, ich will mich unterhalten.

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