Umgang mit Groessen - Meine Lieblingsdichter - und andere - Herausgegeben und mit einem Nachwort von Karl Heinz Bittel by Walter Kempowski

Umgang mit Groessen - Meine Lieblingsdichter - und andere - Herausgegeben und mit einem Nachwort von Karl Heinz Bittel by Walter Kempowski

Autor:Walter Kempowski [Kempowski, Walter]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Knaus
veröffentlicht: 2011-04-04T17:00:00+00:00


Halldór Laxness

Halldór Laxness, der früher einmal Halldór Kiljan Guðjónsson hieß, gehörte zu den von der DDR gehätschelten Autoren, was per se ja nichts Negatives bedeuten muß.

Wer sich mit ihm beschäftigen will, sollte nicht immer seinen Lebensberichten Glauben schenken. Da kommt’s zu Widersprüchen. Lange Zeit wurde behauptet, er käme aus ärmlichen Verhältnissen. Inzwischen hat es sich herumgesprochen, daß sein Vater kein Straßenbauarbeiter war, sondern ein Angestellter des Verkehrsministeriums, der sich dann eine Farm bei Reykjavik kaufte. Laxness bereiste Europa, bewohnte einige Monate bei Wasser und Brot eine Mönchszelle in Clairvaux und konvertierte 1923 zum Katholizismus. Ende der zwanziger Jahre lebte er länger in Amerika, wo er die Verhältnisse des freien Kapitalismus kennenlernte, und kehrte als Linker zurück. »Man muß schon ein Idiot sein, um in Amerika nicht Sozialist zu werden«, meinte er. Zweimal war er dann in der Sowjetunion, 1932 und 1937. Als einer der wenigen aus dem steten Strom der Rußlandpilger dieser Jahre wandte er sich vom Kommunismus ab und trat in Interviews gegen die stalinistische Verkommenheit des Sozialismus auf. Seinem Ansehen im Ostblock hat es merkwürdigerweise nicht geschadet. 1953 verlieh man ihm in Moskau den Weltfriedenspreis.

Obwohl er wegen seiner religiösen und politischen Wirrungen in seiner engen Heimat lange Zeit geschmäht wurde, kennt dort heute jedes Kind seinen Namen. Es ist nicht zu begreifen, daß man diesem Volk von Lesern und Dichtern kürzlich das Goethe-Institut nehmen wollte, in dem sich unzählige deutsche Schriftsteller an Honoraren labten.

Als Laxness 1955 den Literaturnobelpreis bekam, war das eine Sensation für die Isländer. Bei seiner Rückkehr aus Stockholm versammelte sich eine riesige Menschenmenge am Hafen von Reykjavik. Der Dichter stand grüßend auf der Kommandobrücke des einlaufenden Schiffes.

Laxness wuchs mit den uralten isländischen Sagas auf, die seine Großmutter ihm erzählte. Später bezeichnete er sich als »strindbergbesessen«, angeregt vom deutschen Expressionismus und französischen Surrealismus. Seine Themen fand er abseits der Gesellschaft, bei kleinen Bauern, Fischern, Eremiten. Er hat den Weg seines Landes vom rückständigen Agrarstaat in die Moderne in seinen Büchern begleitet und Island einen Platz in der großen nordischen Literatur gesichert.

In Deutschland haben sich sechs Verlage an seinen Büchern versucht, mit mehr oder weniger Erfolg; seit einigen Jahren erscheint im Steidl Verlag eine Werkausgabe in zwölf Bänden. Sein bekanntester Roman »Das Fischkonzert« wurde im übrigen von Rolf Hädrich großartig verfilmt.

Laxness gehörte zu jenen Geistern, denen die Kreativität ein langes Leben schenkte. Anfang 1998, wenige Wochen vor seinem sechsundneunzigsten Geburtstag, ist er in einem Altersheim gestorben.



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