Um die indische Kaiserkrone I by Robert Kraft

Um die indische Kaiserkrone I by Robert Kraft

Autor:Robert Kraft [Kraft, Robert]
Die sprache: eng
Format: epub
Tags: Mystery & Crime
Herausgeber: MOST Publishing


24. Ein Skandalprozeß.

Der große Saal unten hatte sich zwar stark geleert, die Bambushütten waren geschlossen, die Fakire und Gaukler verschwunden, aber noch immer strahlten die Kronleuchter und beleuchteten Spaziergänger und Gruppen in künstlichen Lauben und Grotten.

Die meisten Herren besaßen Saisonbilletts, waren also ständige Besucher und wurden von den kontrollierenden Dienern nicht hinausgewiesen. Wer nach seinem Billett gefragt wurde, mußte es vorzeigen; war es ein einfaches, so wurde er zum Verlassen des Saales aufgefordert; war es ein grünes Saisonbillett, so wurde der Besitzer unbelästigt gelassen.

Von vielen, welche den Kontrollierenden als ständige Besucher bekannt, wurde das Zeigen des Billetts gar nicht gefordert, und doch waren unter diesen sehr viele, die überhaupt keins besaßen — es waren Geheimpolizisten und Detektivs, welche sich hier so lange aufhielten, bis die letzte Person den Saal verlassen hatte.

Gestatte der Leser, einige Worte über diese Geheimpolizisten und Detektivs.

Dem Fremden fällt in London die enorme Zahl von uniformierten Konstablern auf, überall stehen und gehen sie herum; die Menge auf der Straße braucht sich nur einmal zu stauen, so eilen sie schon von allen Seiten herbei. Aber sie sind nicht die eigentlichen Feinde der Verbrecher, sie haben nur den Straßenverkehr zu überwachen und für die Sicherheit der Passanten, zu sorgen, besonders für die der Frauen und Kinder.

Denn selbst in weniger belebten Straßen Londons folgen sich die Wagen in dichter, endloser Reihe, nur Männer dürfen es wagen, zwischen ihnen hindurchzuschlüpfen. Eine Dame oder ein Kind wendet sich, wenn das Passieren der Straße nötig ist, an den nächsten Konstabler, dieser hebt den Arm, die Wagenreihe muß sofort stocken, und der Beamte führt die Dame oder trägt das Kind hinüber.

Auf jeden Konstabler kommen zwei Geheimpolizisten, diese gehorchen den Winken der Detektivs, welche wieder eine ganze, organisierte Armee bilden.

In London darf man in jedem Menschen, den man nicht kennt, einen Detektiven vermuten; vielleicht aber ist auch dein Freund, mit dem du schon jahrelang verkehrst, ein solcher, ohne daß du es weißt.

Der elegante Stutzer, der dich auf der Straße um Feuer bittet, kann ein Detektiv sein, ebenso wie der Bettler, welcher nur zum Schein Streichhölzer verkauft, um nicht wegen Bettelns arretiert zu werden. Vielleicht aber ist der noble Herr nur ein ganz gering besoldeter Beamter, während der Bettler den Titel eines Sergeanten führt, vielleicht sogar Offizier ist und ein recht stattliches Heim sein eigen nennt. Während er in Lumpen gehüllt, im Rinnstein steht und seine Augen rastlos umherwandern läßt, fahren seine Frau und Kinder, im eigenen Wagen spazieren — kein angenehmes Brot! Zahllos sind die Detektivs, welche ihre Aufmerksamkeit nur einem Punkte zuwenden und ihren Stand daher nie ändern. Den täglichen Straßenpassanten sind sie bekannt, nicht aber dem Fremden.

So zum Beispiel sitzt auf einer Bank der Liverpoolstation ein Mann in großkariertem Anzug, ein Plaid über der Schulter, neben sich einen Koffer und in der Hand eine Fahrkarte.

Der Zug kommt, aber der Reisende bleibt sitzen; er steigt überhaupt niemals ein, sondern beobachtet nur den Bahnhof. Abends nach dem letzten Zuge entfernt er sich, und morgens bei Ankunft oder Abfahrt des ersten sitzt er wieder auf seiner Bank.



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