Um die Indische Kaiserkrone 3 by Robert Kraft

Um die Indische Kaiserkrone 3 by Robert Kraft

Autor:Robert Kraft [Kraft, Robert]
Die sprache: eng
Format: epub
Tags: Action & Adventure
Herausgeber: MOST Publishing


15. Vereint und wieder getrennt

Heftig peitschte der Regen die Fensterscheiben, wild heulte der Sturm um die winkligen Häuser Delhis, und dazwischen erklang die Kanonade.

Diese Musik der Elemente und der menschlichen Zerstörungskunst paßte zu dem seelischen Zustand des Mannes, der noch immer hinter der spanischen Wand stand.

Mirzi hatte ihn wider ihr besseres Wissen verleumdet, dort saß das Mädchen mit plötzlich glanzlosen Augen, sie mußte der Lügnerin Glauben geschenkt haben. Sie gehörte ja schon einem anderen an, sie hatte sich nur noch einmal überzeugen wollen, ob Reihenfels wirklich ein so schlechter Mann sei, damit sie sein Bild für immer mit Recht aus ihrem Herzen reißen konnte.

Aber seltsam, wie sie die Fragen gestellt hatte! War es nicht gewesen, als ob sie doch noch an die Unschuld Reihenfels glaube? Als ob sie das Lügengewebe Mirzis durchschaue und das Mädchen noch zur Rechenschaft ziehen wolle? Was half das? Bega war für Reihenfels doch verloren; er hatte gehört, daß sie Eugen liebe. Aber sich so geschmäht zu hören, brachte sein Blut in empörte Wallung. Gern wäre er vorgestürzt und hätte seine Unschuld beteuert, doch einmal wußte er, daß dies wie früher vergeblich sein würde, und dann dachte er an Franziska. Was bürgte ihm dafür, da Bega ihn nicht festnehmen ließe, und daß ihm der Prozeß als Spion gemacht würde? Bega hatte den Kopf wieder in die hohle Hand gestützt. Sie sah nicht zornig aus, vielmehr lag ein trauriger, schwermütiger Ausdruck über ihr schönes Antlitz gebreitet. Dann seufzte sie tief auf und entnahm der Tischschublade eine Karte, die sie lange und mit traurigen Augen betrachtete.

Reihenfels konnte nicht erkennen, was dieselbe enthielt.

Endlich warf sie die Karte heftig auf den Tisch, ging einige Male auf und ab und begann, sich zu entkleiden.

Sie löste die Heftel und Schlingen, streifte das dunkle Obergewand ab und stand in dem silberglänzenden Schuppenpanzer da, den sie ebenfalls fortwährend trug, wie die Radschas und andere in angesehener Stellung, weil sie sich niemals vor heimtückischen Dolchstichen und Kugeln sicher glauben. Sind doch diese geschmeidigen Panzer aus solch gutem Stahl gefertigt, daß sie selbst Kugeln abzuhalten vermögen.

Auch die Kettchen, welche den Panzer zusammenhielten, wurden gelöst, Bega streifte ihn ab. Durfte Reihenfels Zeuge dieser Toilette werden? Er wollte den Blick abwenden, die Augen schließen, aber er vermochte es nicht. Wie gebannt hingen seine Augen an dem schönen Mädchen.

Bega, eine Indierin, und diese weiße Haut! Nur Gesicht, Hals und die Unterarme waren gebräunt, alles andere schneeweiß. Doch Reihenfels wunderte sich nicht darüber.

Er machte sich Vorwürfe, daß er hinsah, aber er konnte nicht anders. Ein Zeichen seiner Anwesenheit durfte er nicht geben, und wegzusehen war ihm nicht möglich.

So wurde er Zeuge aller ihrer Toilettengeheimnisse, bis sie endlich im leichten Nachthemd vor ihm stand. Wenn sie ahnte, daß hinter der spanischen Wand ein Mann sie belauschte, dessen Blut heißer und heißer zu wallen begann, und daß dieser Mann jener war, den sie einst liebte und jetzt verachtete, weil sie glaubte, er hätte sich ihrer unwürdig benommen! Bega stieg ins Bett und setzte sich aufrecht, mit dem Rücken an das erhöhte Kissen gelehnt.



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