Um die Indische Kaiserkrone 2 by Robert Kraft

Um die Indische Kaiserkrone 2 by Robert Kraft

Autor:Robert Kraft [Kraft, Robert]
Die sprache: eng
Format: epub
Tags: Action & Adventure
Herausgeber: MOST Publishing


16. Das erste Wiedersehen.

Wir verließen die Duchesse und Westerly, als beide vor einem Gespenst flohen, das, einen Feuerbrand durch die Luft schwingend, hinter ihnen herjagte.

Westerly, der Brudermörder, dem schon ein blutendes Mal auf die Stirn gedrückt worden war, glaubte nicht anders in seiner wahnsinnigen Angst, als der Himmel schicke ihm schon jetzt den rächenden Geist, der ihn bis in alle Ewigkeit verfolgen solle. Unaufhaltsam stürmte er weiter, ohne sich um seine Begleiterin zu kümmern.

Der Duchesse Furcht hatte sich bald gelegt; einen Revolver in der Hand, blieb sie einmal stehen und wandte sich um; kaum aber hatte sie die in Felle gehüllte Gestalt mit wallendem Bart und Haar, mit einem Wort, das wandernde Feuer, gesehen, als sie entsetzt mit verdoppelter Eile davonrannte, hinter Westerly her.

Dies war der Mann, an dessen Elend sie schuld war; jetzt glaubte sie sich verfolgt von dem Rächer, der sie zur Verantwortung ziehen wolle.

Nur fort, immer fort! An ihre furchtbare Waffe, an den vergifteten Dolch, dachte sie gar nicht.

Ziellos stürmten sie so dahin, bald geradeaus, bald links, bald rechts, ohne an ein Ende zu kommen — auch sie hatten sich verirrt. Den Weg beleuchtete das ihnen folgende Licht, aber dies ward schwächer und schwächer, bis es ganz verlöschte; die tiefste Dunkelheit umgab beide.

Dennoch raste Westerly weiter, von dem Weibe gefolgt, bis er wuchtig an eine Mauer rannte und stöhnend zu Boden fiel.

Die Duchesse sah sich um. Kein Licht war mehr zu sehen, kein Fußtritt mehr zu hören, und auch das entsetzliche, wimmernde Geschrei war verstummt.

"Mister Westerly,“ flüsterte sie und rüttelte den Daliegenden heftig, "leben Sie noch?“

Ein abermaliges Stöhnen bewies, daß der Angerufene sich den Kopf nicht an der Mauer zerschellt hatte. Das Weib wartete lange, dann schlug es Licht und entzündete eine Kerze. Am Boden lag Westerly, den Kopf mit Blut bedeckt und das Gesicht mit beiden Händen verhüllt.

Nach vielen, vielen Bemühungen gelang es der Duchesse, den Mann wieder zur Besinnung, das heißt zur Vernunft zu bringen, besonders durch die Drohung, sie wolle ihn allein hier zurücklassen, was seinen unrettbaren Tod bedeutet hätte.

In Westerly war noch nicht aller Lebensmut erloschen; nach und nach erholte er sich völlig, und konnte sogar so weit gebracht werden, daß er sich in einer Wasserpfütze das Blut vom Gesicht wusch und sich einen Verband anlegen ließ, ohne in neues Jammern über den Brudermord auszubrechen. Die Duchesse war ihm in allem behilflich.

Während sich beide im Scheine der Kerze beschäftigten, ahnten sie nicht, daß in der Nähe jemand war, der sie beobachtete.

"Und nun,“ sagte Westerly, als das Blut gestillt war und er wieder einem Menschen glich, "nun haben wir uns verirrt und sind dem Tode geweiht.“

"Noch nicht; brechen Sie nicht wieder in neues Klagen aus. Ich will zu Ihrer Beruhigung gleich eine Erklärung geben. Der Mensch, welcher uns verfolgte, wird von den Eingeborenen das wandernde Feuer genannt; ich habe ihn der Beschreibung nach erkannt. Er hielt sich bis vor kurzem in der Nähe von Mirat auf, jetzt scheint er seinen Wohnsitz nach Delhi verlegt zu haben. Weiß der Himmel, wie dieser verwilderte Waldmensch — weiter ist es nichts — sich in diese unterirdischen Gänge verirrt hat.



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