Um Haaresbreite by Clive Cussler

Um Haaresbreite by Clive Cussler

Autor:Clive Cussler
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-03-07T10:26:42+00:00


41

Das Unternehmen, den Manhattan Limited zu orten, schien von Anfang an unter einem schlechten Stern zu stehen. Giordino war wütend und enttäuscht, denn sein Zeitplan hatte sich bereits um vier Tage verzögert.

Nach eiligem Verladen der Mannschaft und der Ausrüstung kämpfte sich das achtzehn Meter lange Forschungsschiff De Soto, ein von den Ingenieuren der NUMA für die Binnenschifffahrt entworfenes schnelles Spezialboot, stromaufwärts und stieß dabei auf unvorhergesehene Schwierigkeiten.

Der Steuermann hielt ein wachsames Auge auf die Kanalbojen und begegnete einigen Privatjachten. Seine Hauptsorge galt jedoch dem fallenden Barometer und den dicken Regentropfen, die an die Fenster des Steuerhauses klatschten. Diese Anzeichen wiesen auf einen bevorstehenden Sturm hin.

Bei Einbruch der Dunkelheit begannen die Flußwellen über das Vorderdeck der De Soto zu schlagen. Plötzlich heulte der Wind über die steile Uferverschanzung, erhöhte seine Geschwindigkeit von fünfunddreißig Stundenkilometern bis auf fast hundert. Er schob das leichte Boot aus der Hauptströmung. Bevor der Steuermann es unter Anstrengung all seiner Kräfte wieder auf seinen Kurs zurückbringen konnte, war es in seichtes Wasser geraten und holte sich ein Leck unter der Backbordseite, als es einen versunkenen Baumstamm rammte. Während der nächsten Stunden befehligte Giordino seine Mannschaft mit der Härte eines Kapitäns der Bounty. Der Sonaroperateur behauptete später, die heftigen Worte des Italieners seien ihm wie eine Peitsche um die Ohren gesaust. Es war ein meisterhafter Auftritt. Das Loch wurde zugestopft, bis es nur noch ganz dünn rieselte; aber vorher war das Wasser bis weit über den Schiffsboden gestiegen und hatte das untere Deck knöchelhoch überspült. Die durch das Wasser zwei Tonnen schwerer gewordene De Soto ließ sich nur noch mühsam steuern. Giordino nahm in seiner Wut keine Notiz davon, gab Vollgas, ließ die Motoren auf Höchsttouren laufen, so daß das reparierte Leck infolge der Geschwindigkeit über die Wasserlinie kam und das Schiff stromabwärts nach New York zurückkehren konnte. Zwei Tage gingen verloren, während das Boot im Trockendock lag und repariert wurde. Als sie sich dann wieder auf den Weg machten, stellten sie fest, daß das Magnetometer nicht funktionierte, und sie mußten ein neues aus San Francisco kommen lassen. Das hatte sie zwei weitere Tage gekostet.

Endlich gelangte dann die De Soto im Lichte des Vollmondes an den massiven Steinunterbau, der einst die Hudson-Deauville-Brücke gestützt hatte. Giordino steckte seinen Kopf durch das offene Steuerhausfenster.

»Was lesen Sie auf dem Fadenmesser?«

Glen Chase, der schweigsame, fast kahlköpfige Kapitän, warf einen Blick auf die rote Zahlenskala. »Etwa zwanzig Fuß. Sieht sicher genug aus, um hier bis zum Morgen parken zu können.«

Giordino schüttelte den Kopf über Chases Landrattensprache. Der Kapitän weigerte sich hartnäckig, Seemannsausdrücke zu gebrauchen. Für ihn war Backbord links und Steuerbord rechts, denn seiner Meinung nach paßte die alte Tradition nicht mehr in die neue Zeit. Der Anker wurde geworfen und das Boot mit Seilen an einem Baum am Ufer und den rostigen Überresten eines Brückenpfeilers im Fluß festgemacht. Die Motoren wurden abgestellt und die Behelfsstromversorgung eingeschaltet. Chase blickte zur Brückenruine hinauf.

»Muß früher mal ein ganz schönes Ding gewesen sein.«

»Als sie gebaut wurde, stand sie an fünfter Stelle der längsten Brücken der Welt«, sagte Giordino.



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