Tuareg: Roman by Vazquez-Figueroa Alberto
Autor:Vazquez-Figueroa, Alberto [Vazquez-Figueroa, Alberto]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fiction, General
ISBN: 9783442460052
Google: Y2kQPwAACAAJ
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 1988-01-01T23:00:00+00:00
Der junge Mann senkte ehrerbietig den Kopf. Er stand auf und sagte: »Ich suche dir die besten Kamele aus und besorge alles, was du brauchst. Ich werde auch deine gerba füllen.« Dann verließ er mit raschen Schritten das Zelt. Die anderen blickten ihm nach. Ohne Zweifel war sein Vater stolz auf ihn, denn er sagte: »Er ist tapfer und edelmütig. Außerdem bewundert er deine Taten. Du bist dabei, der berühmteste Mann der Wüste zu werden.«
»Das ist es nicht, wonach ich suche«, erwiderte Gacel würdevoll. »Mir liegt nur daran, mit meiner Familie in Frieden leben zu können. Und ich will, daß unsere Gesetze geachtet werden.«
»Du wirst nie wieder friedlich im Kreis deiner Familie leben können«, erwiderte der Älteste der Runde. »Am besten verläßt du dieses Land.«
»Südlich vom >Land der Leere« von Tikdabra gibt es eine Grenze«, sagte der Anführer. »Und drei Tagesmärsche östlich von den Huaila-Bergen gibt es auch eine.« Nachdenklich schüttelte er den Kopf. »Die im Westen ist sehr weit. Ich war noch nie dort. Im Norden liegen die Städte und das Meer. Da war ich auch noch nie.«
»Aber wie soll ich wissen, wann ich eine Grenze überschritten habe und in Sicherheit bin?« erkundigte sich Gacel interessiert.
Die Männer blickten sich betreten an. Darauf wußten sie keine Antwort. Einer von ihnen hatte bisher geschwiegen. Es war ein dunkelhäutiger akli, ein Nachkomme von Sklaven. Achselzuckend meinte er: »Das weiß niemand mit Gewißheit zu sagen. Niemand«, wiederholte er wie zur Bekräftigung. »Vor einem Jahr reiste ich mit einer
Karawane nach Süden bis zum Niger. Weder auf dem Hin- noch auf dem Rückweg wußten wir, wann wir uns in welchem Land befanden.«
»Wie lange brauchtet ihr bis zum Fluß?«
Der Dunkelhäutige dachte angestrengt nach. Schließlich meinte er sichtlich verunsichert: »Ich weiß nicht, vielleicht einen Monat.« Er schnalzte mit der Zunge, als wollte er unangenehme Erinnerungen verscheuchen. »Auf dem Rückweg brauchten wir doppelt so lange. Das lag an der Dürre. Die Brunnen versiegten, und wir mußten einen großen Bogen um Tikdabra machen. Als ich noch klein war, gab es lange, bevor man den Strom erreichte, ergiebige Brunnen und grüne Savannen.
Aber jetzt bedroht die Wüste schon das Ufer des Flusses, die Brunnen sind leer und es wächst kaum noch ein Grashalm. Die Ebenen, in denen früher das Vieh der geuls weidete, taugen nicht einmal mehr für die hungrigsten Kamele, und von den früher so volkreichen Oasen, in denen man sich ausruhen konnte, ist nicht einmal mehr die Erinnerung geblieben.« Der Mann schnalzte wieder mit der Zunge.
»Dabei bin ich noch nicht einmal alt«, fuhr er fort. »Nein, ich bin noch nicht alt. Es liegt an der Wüste. Sie breitet sich viel zu schnell aus.«
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