Treibstoff SR by Hans Dominik

Treibstoff SR by Hans Dominik

Autor:Hans Dominik [Dominik, Hans]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Roman, Gelesen
Herausgeber: Scherl
veröffentlicht: 1939-12-31T23:00:00+00:00


Bauer Schanze war auf dem Wege zu seinen Äckern jenseits des Waldes. Während er unter den hohen Buchenstämmen dahinmarschierte, kam aus der Ferne Sirenengetön auf.

Ach so, heut ist Sonnabend; sie pfeifen Werkschluß. Schon zwei Uhr nachmittag? Er blieb stehen und holte seine etwas altertümliche Uhr aus der Tasche, um sie nach dem Sirenensignal zu stellen. Die haben’s gut, können am Sonnabend früh nach Hause gehen, sinnierte er weiter vor sich hin und setzte sich langsam wieder in Bewegung. Ein paar spielende Eichkatzen sprangen vor ihm über den Weg, jagten einander und huschten an den grauen Stammsäulen empor.

»Luderzeug, verdammtes!« knurrte Schanze vor sich hin, während sein Blick den Tieren folgte, bis sie in den Baumkronen verschwanden. »Habt mir letzten Herbst alle Haselnüsse gestohlen.«

Von neuem verhielt er den Schritt, zog eine Büchse hervor und schnitt sich ein Stück Kautabak ab, das er gemächlich in der Backentasche verstaute. Sah dabei auch an anderen Stellen Eichhörnchen um die Stämme spielen und brummte allerlei vor sich hin. »Wo das Teufelszeug nur alles herkommt? Was will das jetzt im Buchenwald, wo die Eckern noch längst nicht reif sind? Haben’s wohl auf Vogelnester abgesehen; schade, daß man nicht drauf schießen darf …«

Bauer Schanze brach sein Selbstgespräch ab, weil ein ziemlich weit abseits stehender Baum seine Aufmerksamkeit erregte. In dessen Krone wurde es plötzlich lebendig. Äste bewegten sich, Zweige schwankten und schlugen rauschend gegeneinander.

»Nanu? Was ist das?« staunte Schanze. »Können doch die Eichhörnchen nicht machen. Was zum Deubel steckt da oben zwischen den Blättern?«

Im nächsten Augenblick sah er ein fuchsrotes Eichhörnchen aus dem Geäst nach unten fallen. Vergeblich versuchte das Tier noch einen rettenden Ast zu erhaschen. Es verfehlte ihn, stürzte aus der Höhe ab, schlug auf dem Waldboden auf und blieb regungslos liegen.

»Ist ja kaum möglich!« wunderte sich der Bauer. »Habe noch nie gehört, daß ein Eichkatz sich zu Tode gefallen hat … Da muß noch was anderes im Baum gesessen haben … ein Wiesel vielleicht? oder ein Marder … der ihm an die Kehle wollte.« Während Schanze so vor sich hin sinnierte, haftete sein Blick an dem gestürzten Tier. Er sah nicht, wie sich zwanzig Meter höher aus der Baumkrone ein zylindrischer Körper nach oben erhob, jetzt schon die obersten Baumzweige hinter sich ließ und in langsamem Flug senkrecht emporstieg.

Diesmal war es wirklich ein Tier gewesen, ein spielender Eichkater, der in jähem Sprung gegen die Strahlflächen von Hegemüllers Rakete geprallt war und sie dabei verstellt hatte. Nicht eben sehr viel, aber doch so viel, daß die Maschine wieder einen leichten Auftrieb bekam, ihren Stützpunkt verließ und in langsamem Flug nach oben strebte.

Von alledem aber sah der Bauer Schanze nichts, weil seine Blicke am Boden hafteten. Er trat an den Stamm heran, hob das Tier auf, überzeugte sich, daß es tot war, und steckte es in seinen Rucksack. Ich werd’s zu Hause abledern, dachte er, während er rüstig weitermarschierte. Der Pelz ist gut. Gibt ein schönes Stück für den Winter.

Die Werksirenen waren verklungen; hinter den letzten Leuten der Gefolgschaft schlug der Pförtner das eiserne Gittertor zu; still und verlassen lagen die Bauten und Höfe des Werkes.



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