Traumsplitter by Tanja Heitmann

Traumsplitter by Tanja Heitmann

Autor:Tanja Heitmann [Heitmann, Tanja]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
ISBN: 3453266129
Herausgeber: --
veröffentlicht: 2011-10-16T22:00:00+00:00


Kapitel 21

Hinter dem Spiegel

Obwohl Kimi schon vor einer ganzen Weile aufgewacht war, stand er nicht auf, sondern wälzte sich noch einmal auf die andere Seite. Jeder verflixte Knochen in seinem Leib schmerzte, außerdem pochte es in seinen Handballen, von der gestrigen Dachziegelschlepperei. Einmal abgesehen von diesen Zipperlein, fühlte er sich ausgesprochen wohl in seiner Haut, so wohl, dass es ihn ernsthaft überraschte.

Diffuses Morgenlicht suchte sich einen Weg an den Vorhängen vorbei, die er gestern zusammen mit Gabriel angebracht hatte. Dunkelblauer Grund mit silbernen Sternen – der Stoff war eigentlich für ein Kinderzimmer bestimmt, aber für Kimi sah er aus wie der Vorhang für eine Zaubererrevue. Die Vorstellung gefiel ihm, und er musste grinsen. Dann lauschte er, doch von seinen Mitbewohnern war anscheinend noch niemand auf den Beinen, denn außer Vogelgezwitscher war nichts zu hören. Das war keine große Überraschung, vermutlich hatten die beiden Turteltäubchen es letzte Nacht nicht mehr ins Haus geschafft und schliefen nun eng umschlungen irgendwo draußen im Garten.

Kimi war sich sicher, dass zwischen Gabriel und Ella etwas gelaufen war. Die Chemie zwischen den beiden stimmte nicht nur, sondern glich geradezu einer überschäumenden Reaktion. Da konnte man wirklich neidisch werden.

Die Vorstellung, auf welche Weise die beiden die Nacht verbracht haben mochten, jagte einen Energieschub durch seinen Körper, sodass er mit einem Sprung aus dem Bett war. Unschlüssig lief er ein paar Schritte auf und ab, dann öffnete er die Vorhänge. Zwielicht fiel ein und verriet, dass es noch früh am Morgen war. Nirgendwo war eine Spur von dem vermeintlichen Liebespaar zu entdecken. Gut, dann stimmte die Theorie mit dem Freilichtspektakel schon einmal nicht. Blieb also nur Gabriels Zimmer als Tatort, denn wenn sie sich in Ellas Quietschbett gewälzt hätten, wäre ihm das nicht entgangen.

Jetzt reicht’s! Kimi setzte einen Schlussstrich unter seine Fantasien. Das ist deren Sache, du kümmerst dich besser um deinen eigenen Kram. Indem du dir zum Beispiel ein ordentliches Outfit für den Tag zusammenstellst. Möglichst mit einem Oberteil, unter dem sich das große Pflaster nicht abzeichnet. Das nächste klärende Gespräch mit Ella, in dem es um seine vermeintlich selbstzerstörerischen Exzesse ging, wollte er nach Möglichkeit hinauszögern.

Obwohl ihm allein bei dem Gedanken an das Pflaster auf seiner Brust – oder vielmehr an das, was sich darunter verbarg – schwummrig wurde, begann er, an den Kanten herumzuspielen. Sie ließen sich leicht lockern, und ehe Kimi sich’s versah, hielt er das weiße Quadrat in der Hand. Nun, ganz blütenweiß war es nicht, in seiner Mitte befand sich ein getrockneter brauner Fleck. Getrocknet war gut, das bedeutete, dass die Wunde zu bluten aufgehört hatte. Aber noch lange nicht, dass er den Mut aufbrachte, sich das kleine Wunderwerk endlich einmal anzuschauen.

Auf seiner Unterlippe herumkauend, linste Kimi zum Spiegel mit dem goldenen Schnörkelrahmen aus Großtante Wilhelmines Bestand, auf den weder Ella noch Gabriel Anspruch erhoben hatten, weshalb er jetzt seine spärliche Einrichtung aufwertete. Da er sich bislang noch nicht getraut hatte, Ella zu fragen, ob er offiziell einziehen dürfe – was er sich als Ziel gesetzt hatte, denn zu seinen fucking Eltern



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