Trapez by Marion Zimmer-Bradley

Trapez by Marion Zimmer-Bradley

Autor:Marion Zimmer-Bradley [Zimmer-Bradley, Marion]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik
ISBN: 9783453137240
Google: qPa-AAAACAAJ
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 1998-06-14T22:00:00+00:00


Die Saison ging weiter, und der Zirkus beendete seine erste Tour durch den Westen und machte sich auf zur Ostküste. In der ersten Augustwoche erlaubte Mario schließlich den Waylands, seinen Dreifachen als regelmäßigen Teil der Nummer anzukündigen, und während der ersten sechs Tage machte er ihn zweimal am Tag und verfehlte ihn bloß einmal. Paul Mainwaring, der Kunstreiterdirektor, verlegte deswegen die Santellis in die Hauptmanege, und wenn Mario auch jetzt nicht der anerkannte Star des Zirkus war (er hatte harte Konkurrenz von dem Star der französischen Reiterfamilie bekommen, der geschraubte Saltos von Pferd zu Pferd im vollen Galopp machte), so war er wenigstens der Star der Luftabteilung.

Papa Tony nahm dies alles mit stoischen, scharfen Worten und seinem gewohnten Sarkasmus hin, aber Tommy ahnte, dass er darunter vor Stolz platzte. Tommy selbst war so überwältigt, dass es ihm Angst machte. Er hörte einmal, wie Angelo gutgelaunt zu Coe Wayland sagte: »Tommy? Oh, der Junge verehrt seinen großen Bruder über alles!« Obwohl dies Tommy so verlegen gemacht hatte, dass er mit Mario im Umkleidezelt einen Streit anfing und Mario seinen Kopf aus Rache in einen Wasserkübel steckte, erkannte Tommy irgendwo am Rand seiner Gedanken, es stimmt, das tue ich – und, verdammt noch mal, warum eigentlich nicht?

Johnny redete seinen Bruder ironisch mit ›Signor Mario‹ an, aber Tommy wusste, dass auch er den Ruhm genoss , den Mario über sie alle gebracht hatte. Mario sagte wenig, sprach Angelo den Hauptverdienst zu und gab sich zurückhaltend bescheiden, was unsinnigerweise die anderen Flieger verärgerte. Coe Wayland platzte einmal heraus: »Verdammt, der Junge zieht nun einmal eine verdammt gute Nummer ab, das ist alles! Es ist unmenschlich, nicht ein bi ss chen anzugeben! Dieser Bescheidenheitskram soll euch bloß noch mehr beeindrucken, als die normale Menge Stolz!« Und Tommy, der gerade ärgerlich Mario verteidigen wollte, sich dann aber noch beherrschte, bekam schuldbewu ss t Zweifel; war nicht Marios selbstmindernde Bescheidenheit eindrucksvoller, als die angeberischen Posen der anderen Stars?

Nur einmal quollen Marios Stolz und Zufriedenheit über. Das war über der Menge, hoch auf dem Trapez, als er auf das Brett zurückkehrte. Mit einem erhobenen Arm, als Gruß für den Applaus, ließen ihn seine schrägen Augenbrauen wie ein unmenschliches, triumphierendes Wesen aus einer anderen Welt erscheinen, das für eine Weile auf die Erde geschickt worden war, um die Erdlinge in Erstaunen zu versetzen. Er war zugleich gespannt wie ein Bogen und geschmeidig wie eine Katze. Es dauerte nie länger, als die paar Minuten, die er brauchte, um zum Umkleidezelt zu gelangen, wo er dann begann, vor Erlösung von der unmenschlichen Spannung zu zittern, und absurde Lach anfälle oder ärgerliche Depres sionsausbrüche bekam. Launisch und wechselhaft wie er war, nutzten weder Angelo noch Papa Tony die Gelegenheit, ihn auf den Boden zurückzuholen, und sogar Johnny hielt Abstand. Mario sagte einmal zu Tommy, als sie sich umzogen: »Weißt du, Junge, es ist mir verdammt wert, meinen Hals zu riskieren, bloß damit sie mich hinterher eine Weile in Ruhe lassen.« Und Tommy fühlte einen Stich schmerzvollen Verstehens. Bei Mario, der sich nie



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