Totenmaar: Ein Mystery-Thriller aus der Eifel (German Edition) by Kleudgen Jörg

Totenmaar: Ein Mystery-Thriller aus der Eifel (German Edition) by Kleudgen Jörg

Autor:Kleudgen, Jörg [Kleudgen, Jörg]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Mystery, Eifel, Thriller
Herausgeber: BLITZ-Verlag
veröffentlicht: 2014-05-12T22:00:00+00:00


––– 12. Kapitel –––

Die Straße nach Manderscheid konnte ich nicht verfehlen. Während ich meinen Wagen volltankte, erkundigte ich mich an der Tankstelle nach dem kürzesten Weg zum Kloster. Der Blick des Tankwarts war unschwer zu deuten.

Wahrscheinlich hielt er mich für einen der weltfremden Seminarteilnehmer, die sich an solchen Orten tummelten. Er erklärte mir umständlich und unter Zuhilfenahme beider Hände, das Kloster liege recht versteckt und sei daher nicht so leicht zu finden.

Ich hielt mich an seine Anweisungen und fuhr von Manderscheid aus auf gewundener Straße Richtung Wittlich hinab ins Tal der Kleinen Kyll und von dort aus hinauf nach Großlittgen. Die Straßen, die ich benutzte, wirkten völlig ausgestorben. Trotz des sonnigen Wetters an diesem Sonntagnachmittag waren nur wenige Fahrzeuge unterwegs. Auch die Weiler und Gehöfte, an denen ich vorüberkam, machten einen verlassenen Eindruck. Manche von ihnen waren ziemlich heruntergekommen.

Ich fuhr durch von Raureif bedeckte Wiesen in das Tal der Salm, wo sich zwischen Weiden noch Nebelschleier festhielten und die Hügel, von dunklen Wäldern gekrönt, zu beiden Seiten hoch aufragten. Linker Hand tauchte das Kloster auf. So kühn, so stolz hatte ich es mir nicht vorgestellt. Die Klosterkirche war gigantisch. Ich sah als Erstes die Längsseite und dann den reich geschmückten Barockgiebel im Westen. Es war nicht der Bau an sich, der mein Staunen hervorrief, sondern die Tatsache, ihn an einem so abgelegenen Ort zu finden. Dabei wusste ich, dass er damit exakt dem zisterziensischen Ideal eines Klosterstandortes entsprach, das sich von der Einsamkeit und harter körperlicher Arbeit die größtmögliche Nähe zu Gott erhoffte. Als die Mönche vor tausend Jahren dieses Tal gefunden hatten, musste es noch ein wahrer Urwald gewesen sein.

Ich parkte den Wagen vor dem Tor, wo sich eine Handvoll Wohnhäuser im Schatten des mächtigen Klosters aneinander duckten, in denen Künstler und Kunstgewerbeschaffende Zuflucht vor dem hektischen Lauf der Welt gefunden hatten. Ich fühlte mich ein wenig wie ein ungeladener Gast, dabei wurde ich doch dank Pfarrer Molitors Anruf bereits erwartet. Ehrfürchtig trat ich durch das Tor hindurch und wurde augenblicklich von einer seltsamen Ruhe erfüllt. Hier fühlte ich mich sicher. Vorerst! Doch ich würde nicht auf ewig hierbleiben können.

Der Klosterbuchladen hatte geöffnet. Bei meinem Eintreten erklang ein hoher Glockenton, der die Verkäuferin hinter der Auslage von Kreuzen, Rosenkränzen und anderen Devotionalien kurz aufblicken ließ. In der linken Ladenhälfte wurden Räucherwerk, eigene Klostererzeugnisse und Tonträger verkauft, in der rechten Bücher und Postkarten. Ich beschloss, später noch einmal hierher zurückzukehren, um mich in Ruhe umzusehen.

Mit einem Räuspern machte ich die Verkäuferin darauf aufmerksam, dass ich eine Auskunft wünschte. „Entschuldigen Sie.“ Ich hatte plötzlich Angst, sie würde mich nicht wahrnehmen, und sprach rasch weiter: „Ich werde von Bruder Johannes erwartet, wo ...?“

„Sie müssen sich an der Pforte anmelden“, erwiderte die Frau. „Zurzeit versieht dort Bruder Bernard den Dienst. Er kann Ihnen sagen, wo Sie Bruder Johannes finden.“

Ich dankte ihr, verließ den Laden und ging weiter zu dem Bau direkt neben der Kirche, der die Pforte beherbergte. Bruder Bernard war dort damit beschäftigt, Eintragungen in ein Buch vorzunehmen. Er blickte unwillig von



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