Totengeld by Kathy Reichs

Totengeld by Kathy Reichs

Autor:Kathy Reichs [Reichs, Kathy]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-11-10T23:00:00+00:00


22

Ich öffnete die Augen.

Dunkelheit.

Ich horchte.

Absolute Stille.

Instinktiv hatte ich mir die Hand vor den Mund gehalten, um eine Lufthöhle zu schaffen. Und mein Helm hatte auch geholfen. Aber die kleine Blase war nicht genug. Meine Brust war zusammengedrückt, die Lungenflügel so komprimiert, dass sie kaum funktionierten. Die schwere Panzerweste machte den Druck nur noch schlimmer.

Ich versuchte zu atmen. Konnte aber nicht.

Ich versuchte es noch einmal. Keine Luft.

Panik setzte ein.

Wie lange hielt ein Mensch es ohne Sauerstoff aus? Drei Minuten? Fünf?

Wir lange war ich schon gefangen?

Ich hatte keine Ahnung.

Wieder versuchte ich, Luft in die Lunge zu ziehen. Schaffte es wieder nicht.

Mein Herz hämmerte. Pumpte Blut, das schnell das wenige an Sauerstoff verlor, was es noch enthielt.

Ich versuchte, die Hand vom Mund wegzubewegen. Traf schon nach Millimetern auf Widerstand.

Mein anderer Arm war taub. Ich hatte kein Gefühl für seine Lage.

Schwindel überflutete mein Gehirn. Ich sah Bilder der Hochfläche. Der Löffelbiskuit-Felsen.

Gestein, das mich jetzt gefangen hielt wie ein Sarg.

Wie viele Meter tief? Wie viele Tonnen schwer?

Die Panik wurde größer. Adrenalin schoss durch meinen Körper.

Atme!

Ich spannte die Hals-und Schultermuskeln an. Drückte den Kopf nach vorne, so weit es ging, und stieß ihn dann nach hinten.

Mein Schädel krachte auf Fels. Im Hirn explodierte der Schmerz.

Aber es hatte funktioniert. Ich hörte Sand rieseln, spürte minimal weniger Druck auf der Brust.

Ich atmete langsam ein. Die staubige Luft legte sich auf meine Zunge, die Kehle. Meine Lunge explodierte in keuchendem Husten. Ich atmete noch einmal. Hustete noch einmal.

Der Schwindel verging. Meine Gedanken fingen an, sich in kohärenten Mustern zu organisieren.

Schreien? Aber in welche Richtung? Wie lag ich?

War da draußen irgendjemand? War noch irgendjemand am Leben, um mich zu befreien? Waren die anderen ebenfalls verschüttet worden?

Ich blinzelte Sand aus den Augen. Sah nur tintenartige Schwärze. Hörte nur Stille. Keine Stimmen. Keine Schaufelgeräusche. Keine Bewegung.

Wieder die Panik.

Denk nach. Vergiss das Geröll. Den Staub. Die ohrenbetäubende Stille.

Ich versuchte, mich nach links zu drehen. Mein rechtes Bein klemmte fest. Ich spürte, wie sich eine scharfe Kante ins Fleisch meiner Wade drückte.

Ich versuchte, das Knie zu beugen. Heißer Schmerz schoss mir vom Knöchel hoch.

Ich versuchte, mich nach rechts zu drehen. Nichts zu machen. Meine Schulter drückte an einen Fels. Ein Fels, der Augenblicke zuvor noch über dem Friedhof gehangen hatte. Ein Fels, der mich begrub wie den Toten, den wir eben hatten wiederauferstehen lassen.

Denk nach.

Ich zwang mich zur Ruhe. Zum entspannten Atmen. Zwang die sperrige Weste, sich zu heben und zu senken.

Ein. Aus. Ein. Aus.

Ich versuchte zu schreien, aber mein Mund war zu trocken. Ich sammelte so viel Speichel, wie ich konnte, und versuchte es noch einmal.

Meine Stimme klang tonlos, gedämpft. Und wo war oben? Unten? Schrie ich in den Himmel oder in die Erde?

Meine Gedanken wurden wieder wirr. Sauerstoffmangel? Oder ein Übermaß an Kohlendioxid? Früher wusste ich die Antwort auf diese Frage. Jetzt hatte ich keine Ahnung.

Fragen tauchten auf.

Eine Mörsergranate? Eine Boden-Boden-Rakete? Von wem abgefeuert?

Was machte das schon aus?

Waren Blanton und Welsted ebenfalls verschüttet? Die beiden jungen Grabhelfer?

Ich schloss die Augen. Hörte nur das leise Zischen von Sand, das durch Risse rieselte.

Warum suchte



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.