Tot und begraben by Clasen Carola

Tot und begraben by Clasen Carola

Autor:Clasen, Carola [Clasen, Carola]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-04-11T22:00:00+00:00


12. Kapitel

Als Dr. Michels sich weigerte, länger die Verantwortung für ihn und seine Krankheit zu übernehmen, wenn er nicht bereitwillig ein Krankenhaus aufsuchte, wusste Wilden nicht mehr weiter. Zu diesem Zeitpunkt ging es ihm so schlecht, dass nichts mehr eine Rolle spielte.

Er weihte Sybille ein.

Sie war schockiert und enttäuscht. »Hast du kein Vertrauen zu mir?«

»Mehr als zu jedem anderen Menschen auf der Welt«, sagte er und dachte an Konrad.

»Warum hast du nichts gesagt? Mein Gott, wenn ich daran denke, dass du die ganze Zeit allein mit deinen Schmerzen warst …«

»Hast du es denn nicht gemerkt?«

»Du hast dich verändert«, sagte sie traurig.

»Ich wollte dich nicht beunruhigen.«

»Aber ich bin … ich bin deine Frau.«

»Ich wollte, du wärst es wirklich.«

»Ich bin es, auch wenn es nicht auf dem Papier steht.«

Wilden knickte ein. »Ich werde ins Krankenhaus gehen …«

»Was wird dann aus mir?«, schrie Sybille auf, ließ die Glasschüssel fallen, in der sie den Salat zubereitet hatte.

»Ich würde es nicht tun, wenn ich einen anderen Ausweg sähe. Ich kann wirklich nicht mehr«, sagte er leise, bückte sich und wollte die Scherben einsammeln, als sie ihren Fuß darauf setzte.

»Du verlässt mich?«

»Davon kann keine Rede sein. Ich dachte, du kommst jeden Tag und besuchst mich. Es wird nicht für lange sein.«

»Nein.« Sie ließ ihn den Salat und die Scherben in den Mülleimer räumen.

»Was soll ich denn tun?«, fragte er erschöpft. Das Aufstehen fiel ihm schwer und er musste sich an der Arbeitsplatte festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Sie stützte ihn und führte ihn ins Wohnzimmer, drückte ihn auf seinen Sessel und kniete sich vor ihn. »Ich möchte dich pflegen. Ich kann das viel besser als jeder andere.«

»Ich weiß, aber …«

»Komm. Ich bring dich nach oben.«

Gemeinsam schafften sie die Treppen, sie half ihm sich auszuziehen, deckte ihn zu und setzte sich auf seine Bettkante.

»Dr. Michels ist nicht der Arzt, den du brauchst«, sagte sie, »von jetzt an, werde ich alles tun, um es dir etwas leichter zu machen.«

Und das tat sie. Sie verbot ihm nachdrücklich in den Betrieb zu gehen, besorgte selbst die Rezepte bei Dr. Michels, löste sie in der Krater-Apotheke ein und wachte darüber, dass er die Medikamente regelmäßig einnahm.

»Was sagt denn Dr. Michels dazu?«, fragte er sie.

»Ich habe ihn ausgetrickst.«

Wilden brachte ein Lächeln zustande.

»Ich habe ihm gesagt, es gehe dir besser in meiner Obhut. Er kann dich nicht zwingen, ins Krankenhaus zu gehen.«

Sie pflegte ihn rührend, spielte ihm jeden Abend auf dem Flügel seine Lieblingsstücke vor, während er mit geschlossenen Augen auf der Couch lag. Sie las ihm vor. Auch wenn er die Hälfte nicht mitbekam, war ihre Stimme allein schon beruhigend und heilend. Sie führte ihn in den Garten, stundenlang lag er im Halbschatten und dämmerte dahin.

Als er in einem wachen Moment nach seinem geliebten Schokoladenpudding verlangte, verweigerte sie ihm das Gewünschte, aber er bettelte so lange, bis sie ihn mit einer kleinen Portion fütterte. Als es ihm danach prompt schlechter ging, sagte sie lächelnd. »Ich habe dich gewarnt.«

Nur einmal bat sie um ein paar freie Stunden.

»Was ist heute für ein Tag?«

»Sonntag.«

Er hatte es gespürt, immer sonntags wurde er unruhig.



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