Torwelten - Dunkles Erwachen (German Edition) by Schöck Michael-Torben

Autor:Schöck, Michael-Torben [Schöck, Michael-Torben]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Michael-Torben Schöck
veröffentlicht: 2014-04-25T22:00:00+00:00

Gestrandet in der Wüste

Als Laurin erwachte, schien es bereits heller Tag zu sein. Weißes Licht schimmerte leicht durch den dünnen Stoff der Plane, die über den Wagen gespannt war. Wo sie wohl inzwischen waren? Da der Wagen still stand, konnte das nur zwei Dinge bedeuten. Entweder, sie hatten eine Pause eingelegt, oder die Karawane war bereits an ihrem Ziel angekommen. Er hatte keinerlei Vorstellung, wie lange er geschlafen hatte, aber so erschöpft, wie er war, musste es sehr lange gewesen sein. Oder doch nicht? Er war immer noch entsetzlich müde. Er wusste es einfach nicht, und es war ihm eigentlich auch egal. Hauptsache, sie waren aus der Stadt raus, das war erst einmal das Wichtigste.

Das Letzte, woran er sich erinnern konnte, war, dass er beim Einschlafen ein grelles Leuchten wahrgenommen hatte. Woher dieses gleißende Licht gekommen war, konnte er ebenso wenig beantworten wie die Frage, wie lange sie unterwegs gewesen waren. Vielleicht von einer Fackel oder einer Straßenlaterne. Irgendetwas in der Richtung wird es schon gewesen sein. Er war Patrik wirklich zu großem Dank verpflichtet. Sollte er ihn je wiedersehen, würde er sich revanchieren, da war er sich ganz sicher.

Ein leises und flaches Atmen brachte ihn aus seinen Gedanken schnell wieder in die Realität zurück.

Lyle!

Er lag direkt neben ihm, und er schien immer noch zu schlafen. Immerhin, er schlief! Das bedeutete, er atmete! Und das bedeutete, er lebte! Wie es wohl Roscoe ergangen sein mochte? Bestimmt war er tot, erschossen von den Stadtwachen mit seiner eigenen Armbrust. Was für ein unrühmliches Ende. Nur schwerlich unterdrückte Laurin ein Schluchzen. Er würde ihn sehr vermissen, auch wenn er mit seiner kalten Art nicht immer umzugehen gewusst hatte. Und noch immer war er sich nicht sicher, was mit Lyle werden würde. Oder mit ihm selbst. Ernüchterung machte sich in Laurin breit. Zwar waren sie aus der Stadt entkommen, allerdings hatte sich ihre Lage nicht unbedingt verbessert. Sie hatten sich viele Feinde gemacht, und nun waren sie an einen Ort gelangt, wo niemand sie kannte und sie vermutlich auch keine große Hilfe erwarten durften.

Ob sie wirklich schon am Ziel waren? Erst einmal mussten sie diesen Yugo finden. Er wäre vermutlich der Einzige, der ihnen nun helfen konnte. Doch dazu galt es zunächst einmal, unbeschadet zu ihm zu kommen. Und vor allem unauffällig. Wie sollte er das bloß schaffen? Lyle war immer noch bewusstlos. Ihn ungesehen von hier wegzuschaffen, war schier ein Ding der Unmöglichkeit. Und wenn sie sich zu erkennen gaben? Man würde ja wohl kaum einen bewusstlosen Halbling und dessen zerlumpten Gefährten angreifen und niederstrecken wollen. Oder doch? So viele Fragen, auf die Laurin keine Antwort fand. Wer konnte schon in die Köpfe der Männer schauen, die diese Karawane begleiteten? Und wenn sie bereits am Ziel waren, so waren da bestimmt inzwischen noch mehr Personen, die nicht einmal für Patrik arbeiteten. Spätestens dann würde es eng werden.

All diese Gedanken waren mit einem Schlag wie weggefegt, als Laurin noch etwas Weiteres vernahm. Stimmen! Genau genommen zwei verschiedene Stimmen. Sie schienen menschlich zu sein, und sie wurden lauter und näherten sich ziemlich rasch.

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