Toedliches Konto by Wolfgang Hirsch

Toedliches Konto by Wolfgang Hirsch

Autor:Wolfgang Hirsch [Hirsch, Wolfgang]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-06-22T22:00:00+00:00


Vera hatte an diesem Morgen ein ähnliches Programm mit Stöbern in der Vergangenheit, allerdings mit Pfarrer Max Hackelberg, den sie um neun Uhr besuchte. Der Pfarrer strahlte, als er sie sah, und bat sie dieses Mal nicht in die ungemütliche Bibliothek, sondern in sein Wohnzimmer. Zur Überraschung von Vera war es sehr gemütlich und geschmackvoll ausgestattet. Die nicht ganz billige Einrichtung hatte seiner Zeit Alfred Aumüller bezahlt. Es war noch zu den besseren Zeiten.

Vera hatte eine schwarze Hose und einen grauen Blazer angezogen mit einer weißen Bluse, von der sie aber lediglich zwei Knöpfe offen gelassen hatte. Doch das reichte für überschwängliche Komplimente des Pfarrers.

“Frau Bock, Sie sehen heute wieder ganz bezaubernd aus. So eine perfekte Mischung aus Eleganz und Natürlichkeit, ich bewundere Sie. Sie sind eine hinreißende Frau.”

Der Pfarrer war zunehmend ins Stammeln gekommen und rot geworden, was Vera putzig, aber auch sympathisch fand. Sie konnte eben gut in Menschen hinein sehen und amüsierte sich. Und vor allem konnte sie die unverhohlene Zuneigung des Pfarrers jetzt gut ausnutzen.

“Herr Pfarrer, ich weiß ja, wie schwer es für Sie ist, über Ihre Freunde des Petersburger Kreises zu sprechen. Aber ich bin sicher, dass wir hier einen Hinweis finden können, weshalb mein Mann ermordet wurde.”

“Sie haben Ihren Mann bis zuletzt noch geliebt?”

“Nun, wir waren immerhin 14 Jahre zusammen, aber vor fünf Jahren hat mich mein Mann verlassen. Es war nie die ganz große Liebe, in der die Menschen vergessen, wer sie sind. Die hatte mein Mann immer nur für andere Frauen empfunden. Aber wir konnten immer über alles miteinander sprechen, was uns bedrückt, was uns erfreut, wir konnten uns in dieser Zeit vertrauen. Ich konnte auch gut das Innere meines Mannes lesen, er hätte nicht Wesentliches vor mit geheim halten können.”

“Und nachdem er sich getrennt hatte...”

“... blieben wir in Kontakt. Er hatte einiges mir anvertraut, was er seiner neuen Lebensgefährtin nicht sagte. Die innere Bindung zwischen uns blieb intakt, aber sie wurde natürlich nur noch sporadisch aktiviert.”

“Ihr Mann hatte Ihnen auch die Sache mit Alfred Aumüllers Konto anvertraut?”

“Deshalb wollte ich Sie ja um Hilfe bitten. Ich habe noch eine Kopie, die ich mir gerne mit Ihnen zusammen ansehen möchte.”

Als Vera ihr Notebook hervorholte und die Datei öffnete, nutzte der Pfarrer die Gelegenheit, um auf Tuchfühlung an Vera heranzurücken. Seine Nähe zu spüren war Vera nicht unangenehm.

Die Erklärungen von Hackelberg waren zum Teil präziser als das, was die Kripo herausgefunden hatte. So wusste der Pfarrer sehr viel mehr zu dem Russen, der die hohen Beträge überwiesen hatte. Mikhail Simowitsch war eine Bekanntschaft von der ersten Reise der Petersburger, eben nach St. Petersburg. Die Freunde hatten sich im schwulen Untergrund der Stadt zum Teil selbständig gemacht, und so war Günther Bartol auf Mikhail gestoßen, seiner Zeit auch noch Student. Zwischen den beiden entwickelte sich eine Freundschaft, die über die Reise andauerte. Nach dem Studium besuchte Mikhail auch einmal Günther in München. Da sowohl der Russe als auch Alfred in die Automatisierungstechnik eingestiegen waren, brachte Günther die beiden zusammen. Allerdings auch im Bett, was die Freundschaft zwischen Günther und Mikhail entschieden trübte.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.