Toedliche Luegen by Hansi Hartwig

Toedliche Luegen by Hansi Hartwig

Autor:Hansi Hartwig [Hartwig, Hansi]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-03-27T23:00:00+00:00


24. Kapitel

Sämtliche Zweifel, die Alain eine schlaflose Nacht lang geplagt hatten, verflogen, als Beate am nächsten Morgen gestiefelt und gespornt die Küche betrat, wo bereits der gedeckte Frühstückstisch auf sie wartete. Wie eine zärtliche Umarmung hüllte sie der Duft von frischem Kaffee ein und zauberte ein Lächeln auf ihr vom Schlaf zerknautschtes Gesicht.

Einem lebensrettenden Instinkt folgend zog Alain den Kopf ein, als sie wie eine Rakete auf ihn zugeschossen kam, sich seine volle Tasse schnappte und mit geschlossenen Augen das Aroma des Kaffees genoss. „Ich vergebe dir“, stieß sie atemlos hervor.

„Du vergibst mir?“, wiederholte er verwirrt und starrte verdutzt von seiner leeren Hand zu Beate und wieder zurück. „Was denn?“

„Einfach alles. Für diesen deinen Kaffee erteile ich dir Absolution für das, was du gesagt und getan hast oder noch sagen und tun wirst. Bis in alle Ewigkeit, wenn es sein muss.“

Eine rabenschwarze Augenbraue zuckte in die Höhe, gerade so als würde Alain in Gedanken durchgehen, welch ungeahnte Möglichkeiten ihm dieses Bekenntnis eröffnete. Er beobachtete, wie Beate andächtig die Tasse an ihre Lippen hob und den ersten Schluck Kaffee kostete.

„So großzügig heute? Und es ist bestimmt alles in Ordnung mit dir?“

Ihm wurde immer wärmer, während er das Flattern ihrer Lider genoss, die leichte Röte ihrer Wangen, die dunkler werdenden Augen, Reaktionen ähnlich der, die eine Frau unter den Händen eines erfahrenen, einfühlsamen Mannes zeigte. Seine Skepsis machte einer tiefen Sehnsucht Platz, die sich in seinem Herzen ausdehnte wie ein Luftballon. Würde sie seine Küsse auf ebensolche Weise genießen? Würde sie die Lider senken, bis sie nichts mehr um sich herum wahrnahm, was nicht sie und ihn berührte, und leise Seufzer der Zufriedenheit von sich geben? Eines Tages?

„Jetzt schon.“ Sie stöhnte voll Seligkeit und schenkte Alain einen verklärten Blick. „Gütiger Himmel, für einen solchen Kaffee könnte ich morden. Es ist mir ein Rätsel, wie manche Menschen ohne Koffein auch nur einen halbwegs zusammenhängenden Satz am frühen Morgen zustande bringen. Den habe ich jetzt echt gebraucht.“

„Ich auch“, murmelte er und stieß erleichtert die angehaltene Luft aus. „Und … er schmeckt dir … wirklich?“

Sie feixte, als seine dichten Augenbrauen erneut beunruhigt nach oben schossen und er gleichzeitig ein Stück zur Seite rückte.

„Wow! Kriegt Superman etwa kalte Füße? Das muss ich mir für die Zukunft merken.“

„Für wessen Zukunft?“, erkundigte er sich mit gespieltem Gleichmut. Doch unter gesenkten Lidern verfolgte er gespannt wie eine Bogensehne, wie Beate eine zweite Tasse aus dem Küchenschrank nahm und Kaffee einschenkte. Er wartete auf eine Reaktion auf seine Frage. Und wartete.

Bis zu diesem Punkt seines erfolgsverwöhnten Lebens hatte er sich für relativ unverwundbar gehalten. Welche Ironie des Schicksals, dass es ausgerechnet dieser Frau gelungen war, seine Gefühlswelt nachhaltig zu erschüttern. Ausgerechnet die, die er nie würde haben können.

Für unsere Zukunft. Sag es, Bea!

Aber sie blieb stumm, überging seine Frage kommentarlos, als hätte sie sie nicht gehört. Er schluckte betreten. Beate wollte nichts davon hören. Sie wollte nichts von einer gemeinsamen Zukunft mit ihm wissen! Wie sollte sie auch, hatte er bisher doch nichts getan, um sie von seinen Vorzügen zu überzeugen – so er überhaupt welche fand, die sie gelten lassen würde.



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