Todfeinde by C. J. Box
Autor:C. J. Box [Box, C. J.]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller
ISBN: 9783453434318
Herausgeber: Heyne Taschenbuch
veröffentlicht: 2012-06-01T22:00:00+00:00
19. KAPITEL
»Ich muss mich für Don entschuldigen«, sagte Stella, als sie Joe nach der Besprechung zu seinem Pick-up begleitete. »Mitunter wird er so energisch, dass er gar nicht merkt, wie das auf Menschen wirkt, die ihn nicht kennen.«
»Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen.« Er war noch immer ein wenig verblüfft über den kurzen Einblick in Dons Innenleben. Er fragte sich, ob Stella dessen Gesichtsausdruck mitbekommen hatte oder ob sie es gar gewöhnt war, von Don so angesehen zu werden. Joe suchte nach Worten. Ihre Gegenwart machte ihn etwas nervös.
»Vielen Dank noch mal für Ihre Hilfe neulich abends.«
»Sie haben sich doch schon bedankt.«
Stella trug eine schwarze Hose und einen weinroten Rollkragenpullover, der ihre Lippen noch umwerfender erscheinen ließ, als Joe sie in Erinnerung hatte. Sie ging mit der Anmut einer Tänzerin, als würde sie schweben.
»Don ist einfach unzufrieden, wenn er nichts Großes auf die Beine stellt«, erklärte sie ein wenig traurig. »Ich dachte, er hätte sich aus dem Berufsleben zurückgezogen und wir würden hier reiten und meine geliebten Wildwasserfahrten unternehmen.«
»Das kann man hier gut«, erwiderte Joe im Bemühen um ein wenig Smalltalk, doch ihm war klar, wie lahm das klang.
»Bitte behandeln Sie mich nicht von oben herab.«
»Verzeihung.« Joe spürte seine Ohren erröten.
Stella lächelte bekümmert. »Wir hatten vereinbart, dass Don seine Firmen in New York und Pennsylvania verkauft und wir uns hier ein schönes Plätzchen zulegen und das Leben genießen. Wir hätten auch nach Aspen, Steamboat Springs, Sun Valley oder Santa Fe ziehen können. Da wir beide die Tetons mögen, hat Wyoming das Rennen gemacht. Der hiesige Gouverneur gehörte zu den Ersten, die Don hier kennengelernt hat, und wir zählen zu seinen finanzkräftigsten Sponsoren. Das hat er Ihnen vermutlich gesagt.«
»Das hat er übersprungen.«
»Das überrascht mich. Eigentlich kommt er darauf sofort zu sprechen.«
»Aber er hat mir vom Vizepräsidenten berichtet.«
»Ah«, meinte sie, »warum erzähle ich Ihnen das nur alles? Seltsam, ich finde es angenehm, mit Ihnen zu reden – als würde ich Sie schon lange kennen.«
Joe blieb vor seinem Pick-up stehen. Die Vertrautheit ihres Gesprächs hatte ihn verwirrt und auch ein wenig beunruhigt. Er fühlte sich in Stellas Gegenwart so wohl, als reichte ihre Bekanntschaft sehr weit zurück.
»Don ist einfach frustriert«, sagte sie.
»Das verstehe ich.«
Stellas schwarzer Geländewagen parkte direkt neben seinem Pick-up.
»Was ich dagegen nicht ganz verstanden habe, war die Art, wie er Sie angesehen hat, als Sie sich ins Gespräch eingeschaltet haben.« Er konnte es kaum fassen, diesen Satz tatsächlich gesagt zu haben, und spürte sofort, dass er es hätte lassen sollen.
Stella sah ihn fragend an. »Ich weiß nicht, was Sie meinen.«
»Für einen Moment«, sagte Joe und begab sich damit auf noch dünneres Eis, »hat er wie ein Reptil geschaut.«
Sie lächelte ihn an, und hinter ihren herrlichen Lippen kamen strahlend weiße Zähne zum Vorschein. Er spürte, wie ihr Lächeln etwas in ihm auslöste, dem er sich nicht entziehen konnte.
»Was?«, fragte sie.
»Es ist vermutlich lächerlich, aber mir ist gerade etwas eingefallen, an das ich schon lange nicht mehr gedacht habe. Als ich zur Uni ging, gab es ein Lied, das ich sehr mochte, ›Stellas Lächeln‹.
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