Todesspiele by Thomas Ziegler
Autor:Thomas Ziegler [Ziegler, Thomas ]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Der Sternenozean, Perry Rhodan, Science Fiction
Herausgeber: Pabel-Moewig Verlag GmbH
veröffentlicht: 2004-06-18T01:00:00+00:00
7.
8. April 1332 NGZ, 04:02 Stationszeit
In der Nacht schreckte Stay Kalgandir aus unruhigem Schlaf hoch. Einen Moment lang wusste er nicht, wo er war, und nur langsam dämmerte ihm, dass er sich in seiner Kabine im Alpha-Sektor der Raumstation befand, im Wohntrakt zwischen dem Boulevarddeck und der Kommandospindel. Er atmete tief durch und spürte den Schweiß auf der Stirn.
Es war heiß und stickig in der Kabine, aber nicht die Hitze war dafür verantwortlich, dass er schwitzte.
Er hatte geträumt. Er erinnerte sich noch genau an den Traum, so deutlich, als wäre er eine frische Erinnerung an etwas, das er vor kurzem erst erlebt hatte.
Ein Raumschiff hatte das CASINO UNIVERSO erreicht, die ersehnte Hilfe von einem der nahen Planeten. Doch als die Bewohner der Station an Bord des rettenden Schiffes gegangen waren, hatte es sich in ein grausiges Ungeheuer verwandelt, das alle verschlang.
Er schauderte.
In seinem Kopf gellten noch immer die Schreie der Sterbenden aus seinem Traum. Langsam schüttelte er den Schrecken ab, der ihn befallen hatte, und sah im Dunkeln, durchbrochen vom matten Licht der Diodenleiste an der Rückwand der Kabine, Sgarde Norte an seiner Seite liegen. Ihre helle, sommersprossige Haut schimmerte wie Elfenbein in der Dunkelheit, und ihr Haar sah im Streulicht der Dioden wie vergossenes Blut aus.
Sie atmete tief und regelmäßig.
Unwillkürlich verspürte er den Wunsch, sie vor den Schrecken zu beschützen, die der Traum ankündigte.
Denn er vertraute der hellsichtigen Weisheit der Träume. Sie hatten ihn noch nie getäuscht, ebenso wenig wie seine Gefühle. Er hatte die ganze Galaxis bereist, von der Westside bis zur Eastside, und sich sogar in die wenig erforschte Southside gewagt. Er hatte sich als Spieler und Trickbetrüger durchs Leben geschlagen, war Raumfahrer und Großwildjäger gewesen, professioneller Attentäter und Leibwächter, ein Glücksritter, der jeden Job annahm, solange er ihm nur half, die Milchstraße zu bereisen.
Er hatte Wunder gesehen, von denen der Durchschnittsterraner nicht einmal etwas ahnte, und er war mehr als nur einmal mit dem Tod konfrontiert worden.
Der Tod hatte ihn nie geschreckt.
Er hatte mit ihm gespielt, seine Grenzen ausgelotet, getestet, wie weit er gehen konnte. Und in den Stunden größter Gefahr, in den verfahrensten Situationen, in denen es keinen Ausweg zu geben schien, hatten ihm seine Träume oder seine Gefühle stets den Weg gewiesen. Seinem Instinkt folgend, hatte er immer überlebt.
Bis jetzt.
Doch irgendetwas hatte sich verändert.
Der Traum sprach von Hoffnung, die grausam enttäuscht wurde, vom Tod aller, die er kannte. Und zum ersten Mal flößte ihm der Tod Angst ein.
Es ist wegen Sgarde, erkannte er, wegen meiner Gefühle für sie. Weil ich sie liebe und die Liebe nach Erfüllung verlangt.
Er wusste nicht genau, wann in dieser Nacht er sich in sie verliebt hatte. Vielleicht im Akon Restaurant, bei dem feudalen Menü aus sündhaft teurer Echtnahrung, für das er sein Konto beinahe völlig geplündert hatte, oder später in der Tramper Bar, bei dem billigen talurischen Wein, der süß und schwer war und angenehm berauschte.
Irgendwann hatte er mehr in ihr gesehen, als sie äußerlich war, ihre innere Schönheit erkannt, ihr sanftes Wesen unter der harten Schale, die sie sich zugelegt hatte, um sich vor den noch größeren Härten des Lebens zu schützen.
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