Todesrosen by Arnaldur Indridason

Todesrosen by Arnaldur Indridason

Autor:Arnaldur Indridason [Indridason, Arnaldur]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-10-24T22:00:00+00:00


Sie trafen erst kurz vor Mittag in Ísafjörður ein, weil sie wegen der Straßen- und Sichtverhältnisse nicht sonderlich schnell vorwärtskamen. Sie fuhren direkt zum Polizeirevier, wo ihnen das Protokoll über den Unfall auf dem Boot ausgehändigt wurde. Daraus ging der volle Name des Mädchens hervor, Birta Óskarsdóttir.

»Sie hat diesem Janus das Leben gerettet«, sagte Erlendur.

»Dann ist es ja wohl eher unwahrscheinlich, dass er sie umgebracht hat?«, sagte Sigurður Óli.

»Stimmt.«

»Hat das etwas mit dem toten Mädchen in Reykjavík zu tun?«, fragte der Hauptwachtmeister, der ihnen das Protokoll gegeben hatte, ein stämmiger Mann um die fünfzig. Das rote, von einem weißen Weihnachtsmannbart eingerahmte Gesicht ließ auf zu hohen Blutdruck schließen. Er war in Schweiß gebadet.

»Ja«, antwortete Sigurður Óli. »Ihr habt das Foto zugeschickt bekommen. Ihr Name ist Birta.«

»Ich kenne weder das Mädchen auf dem Foto noch diesen Namen«, sagte der Hauptwachmeister. »Wahrscheinlich ist sie hier auf dem Gymnasium gewesen, da geht es ja manchmal ziemlich wüst zu. Das ist aber wohl an allen weiterführenden Schulen so. Diese Jugendlichen scheinen nichts Besseres zu tun zu haben, als sich zu betrinken oder zu kiffen.«

Birtas Eltern waren namentlich in dem Bericht erwähnt, Erla Steingrímsdóttir und Óskar Jakobsson. Birta war offiziell immer noch in Ísafjörður registriert, aber nicht unter der gleichen Adresse wie die Eltern. Erlendur und Sigurður Óli bedankten sich und fuhren zu der Adresse, unter der Birta geführt war, einem Mietshaus am Rande von Ísafjörður. Dort angekommen wurde ihnen gesagt, dass die früheren Mieter der Wohnung vor einigen Jahren weggezogen seien. »Das waren ein paar Jungen vom Gymnasium hier«, sagte ihnen die Frau, die zur Tür gekommen war. Nein, sie wusste nicht, ob da auch ein junges Mädchen gewohnt hätte. Die Frau wusste aber, wer Erla Steingrímsdóttir war. »Wahrscheinlich ist sie bei der Arbeit, sie arbeitet im Supermarkt. Sie wohnt auf dem Fáfnisvegur und ist geschieden. Óskar ist, glaube ich, schon vor vielen Jahren nach Reykjavík gezogen. Sie hat sich dann bald einen anderen geangelt. Weshalb fragt ihr nach diesen Leuten?«

Erlendur blieb ihr eine Antwort schuldig, und sie verließen das Haus. Sie waren am Ziel, das Mädchen war gefunden. Sie kannten jetzt die Namen der Eltern, und binnen kurzem würden sie der Mutter gegenüberstehen und ihr sagen müssen, dass ihre Tochter tot auf dem Friedhof gefunden worden war, nackt und misshandelt. Weder er noch Sigurður Óli hatten viel Erfahrung damit, die Nachricht von einem Todesfall zu überbringen, und erst recht nicht unter diesen Umständen. Deswegen war ihnen nicht sehr wohl bei dem Gedanken an die bevorstehende Begegnung mit der Mutter des Mädchens.

Sigurður Óli informierte Elínborg telefonisch und gab die Namen der Eltern an sie weiter. Dieser Óskar Jakobsson lebte vermutlich in Reykjavík, und Sigurður Óli bat Elínborg darum, ihn ausfindig zu machen und ihn über den Tod seiner Tochter zu informieren.

Vor dem Supermarkt blieben sie eine Weile stehen und sahen einander an.

»Also denn«, sagte Erlendur, »bringen wir es hinter uns.«

Sie betraten das Geschäft, erkundigten sich nach Erla und wurden an die Verkäuferin an der Fleischtheke verwiesen. Sie stellten sich als Mitarbeiter der Kriminalpolizei vor und fragten, ob sie sich von jemandem ablösen lassen könne.



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