Todesmahnung by Palm Elias

Todesmahnung by Palm Elias

Autor:Palm, Elias [Palm, Elias]
Die sprache: eng
Format: epub
Herausgeber: Goldmann
veröffentlicht: 2015-03-25T16:00:00+00:00


Kapitel 23

Dienstag, 27. März 2012

Niemand kannte das Computersystem der Rechtsmedizin so gut wie der forensische Ermittler Jens Starby. Seine Aufgabe war es, die Gerichtsmediziner mit den Informationen zu versorgen, die sie für ihre Gutachten benötigten, die aber aus irgendeinem Grund nicht von der Polizei in den Ermittlungsakten zur Verfügung gestellt wurden. Jens forderte die Patientenakten an und machte Aufnahmen ausfindig, die im Krankenhaus gemacht worden waren. Außerdem versuchte er, sich im Gespräch mit den Hinterbliebenen ein Bild von den Trinkgewohnheiten und eventuellen Anzeichen einer Depression bei den Verstorbenen zu machen. Jens war ausgebildeter Krankenpfleger, arbeitete aber schon genauso lange am rechtsmedizinischen Institut wie Simon. Manchmal musste er einem Kläger, der in der Abteilung untersucht wurde, einen neuen Verband anlegen, aber im Großen und Ganzen war er eher mit ermittlerischen Tätigkeiten betraut. Im Falle einer Schenkung war er es, der in zahlreichen Registern die Angehörigen ausfindig machte, um eine Vollmacht einzuholen. Heute aber hatte Jens andere Aufgaben bekommen.

Simon stand hinter ihm und deutete auf den Bildschirm: »Können Sie sehen, ob noch irgendjemand mit dem Namen Simic in letzter Zeit hier untersucht wurde?«

Jens ließ seine Tür normalerweise immer offen, wenn er arbeitete, aber Simon hatte sie geschlossen, als er hereingekommen war. Seit Montagmorgen wimmelte es im Institut ja nur so vor Polizeibeamten. Einige davon saßen in der Bibliothek, andere hatten Ellas Büro okkupiert. Sie schienen ihre gesamten Unterlagen durchzugehen.

»Wenn ich nach Obduktionsfällen suche, finde ich nur einen gewissen Bojan Simic. Er wurde am 14. Oktober 2011 tot aufgefunden, und Sie haben ihn dann am 17. obduziert«, las Jens vor.

»Und bei den Gutachten?«

Jens wechselte das Programm und tippte wieder den Namen Simic im Suchfeld ein. »Kein Treffer unter diesem Namen in den letzten drei Monaten«, stellte er fest und sah zur Tür. Simon hatte zwar nicht direkt gesagt, dass die Suche heimlich geschehen sollte, aber sein Verhalten war eindeutig.

Simon fuhr sich nervös mit der Hand durch das gepflegte Haar.

»Glauben Sie, dass Ella wegen einer Untersuchung, die sie durchgeführt hat, sterben musste?«, fragte Jens und schluckte.

»Ich weiß nicht, was ich glauben soll«, erwiderte Simon und streckte sich nach der Tastatur aus. »Und wenn wir noch weiter in der Zeit zurückgehen?«

Jens änderte das Zeitfenster, sodass es jetzt die Untersuchungen im letzten halben Jahr umfasste. Eine einzige Zeile erschien im Ergebnisfenster. Josephine Simic.

Simon und Jens sahen sich kurz an und blickten dann wieder auf den Bildschirm.

»Verdammt, natürlich!«, entfuhr es Simon. »Darauf hätte ich doch kommen müssen!«

»Sehen Sie sich das Datum an«, flüsterte Jens. »10.10.2012.«

»Ich weiß. Nur vier Tage, bevor Bojan tot in seinem Bett aufgefunden wurde. Ella war gerade in den USA, als das alles passierte, aber als sie zurückkam und erfuhr, dass die junge Witwe verdächtigt wurde, hat sie sich furchtbar aufgeregt.«

»Das klingt aber gar nicht nach Ella«, sagte Jens nachdenklich. »Sie kümmert sich doch sonst auch nicht darum, wer von der Polizei verdächtigt wird.«

»Genau das habe ich auch zu ihr gesagt.«

Für einen Augenblick spielte ein Lächeln um Simons Mund, das aber genauso schnell wieder verschwand. Sie redeten über Ella, als wäre sie immer noch am Leben, als säße sie unten in ihrem Büro.



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