Todeslied by Amanda Hocking

Todeslied by Amanda Hocking

Autor:Amanda Hocking
Die sprache: deu
Format: azw3, epub, mobi
ISBN: 3570161617
Herausgeber: Cbt
veröffentlicht: 2014-07-27T22:00:00+00:00


EINUNDZWANZIG

Verflucht

Ich liebe ihn«, hauchte Penn und warf sich rücklings aufs Bett. In den drei Monaten, die Bastian jetzt bei ihnen wohnte, hatte Thea Penn diese Worte schon hundert Mal sagen hören.

»Übertreibst du nicht ein bisschen?«, fragte Aggie. Sie saß auf dem Bettrand und beobachtete, wie Penn verzückt säuselnd von ihrer brandneuen Romanze mit Bastian schwärmte.

»Nein, ich liebe ihn.« Penn lächelte so breit, dass es Theas Meinung nach schmerzhaft sein musste. Sie bevorzugte es, sich Penns tägliche Liebesschwüre an Bastian von der Zimmerecke aus anzuhören.

»Aber er liebt dich nicht«, sagte sie plötzlich, und sofort drehten Aggie und Gia ihr geschockt die Köpfe zu.

Thea war sicher, dass ihr eigenes Gesicht ebenso geschockt und entsetzt war. Sie hatte die Worte zwar schon unzählige Male gedacht, aber sie zum ersten Mal tatsächlich ausgesprochen. Penn war ihr so unsäglich auf die Nerven gegangen, dass sie die Beherrschung verloren hatte.

»Er liebt mich nicht«, sagte Penn tonlos, und dann setzte sie sich abrupt auf. »Dieser verdammte Fluch. Er kann mich nicht lieben. Wir müssen ihn brechen.«

»Ihn brechen?«, fragte Gia. Sie saß auf der anderen Seite von Penns Bett, und ihre helle Haut wurde bei dem Gedanken, den Fluch zu lösen, noch eine Spur blasser.

»Das dürfen wir nicht. Wir wissen nicht, welche Konsequenzen das hätte.«

»Aber ich bin verliebt, Gia«, sagte Penn, um Verständnis heischend. »Ich kann nicht zulassen, dass meiner Liebe etwas im Wege steht.«

»Gia hat recht«, schaltete sich Aggie ein. »Wenn wir versuchen, den Fluch zu lösen, vernichten wir uns damit vielleicht selbst. Weißt du nicht mehr, was dem Minotaurus widerfahren ist? Als Asterios den Fluch brach, starben er und all seine Brüder.«

»Sei nicht albern«, knurrte Penn und stand auf. »Wir müssen unseren Vater oder Demeter finden. Die werden schon wissen, wie man den Fluch bricht, ohne dass wir sterben müssen.«

»Und wie sollen wir Acheloos und Demeter finden?«, fragte Gia. »Sie sind schon seit Jahren untergetaucht.«

»Dann gib dir mehr Mühe bei der Suche!«, herrschte Penn sie an. »Ich liebe Bastian und werde den Rest meines Lebens mit ihm verbringen!«

»Wenn du den Fluch brichst, wird das aber nicht sehr lange sein«, sagte Thea leise. »Die Musen können ihren Platz im Pantheon für die Liebe aufgeben, aber das bedeutet auch, dass sie ihre Unsterblichkeit aufgeben müssen.«

»Das wird mir nicht passieren«, sagte Penn, als sei die Vorstellung völlig absurd. »Bastian ist unsterblich und das werde ich auch bleiben.«

»Und wenn du wählen müsstest?«, fragte Thea. »Zwischen ewigem Leben und wahrer Liebe?«

»Ich muss mich aber nicht entscheiden.« Penn sah ihre Schwester an, als sei Thea dumm oder wahnsinnig. »Ich kann beides haben.«

»Liebe Schwester, du wirst dich entscheiden müssen«, beharrte Thea. »Der einzige mir bekannte Weg, den Fluch zu lösen, ist, die Schriftrolle zu zerstören. Und das würde uns das Leben kosten.«

»Wir werden den Papyrus nicht zerstören«, sagte Penn. »Ich bin sicher, es gibt noch einen anderen Weg. Vielleicht können die Götter mich genauso mit Unsterblichkeit segnen wie Bastian.«

»Es gibt kaum noch Götter«, erinnerte Thea sie. »Und kein Gott wird einen Fluch lösen, um dich danach zu segnen.«

»Ich bin verliebt, liebste Schwester.« Penn warf Thea einen wütenden Blick zu.



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