Tod oder Reben by Michael Böckler

Tod oder Reben by Michael Böckler

Autor:Michael Böckler
Die sprache: deu
Format: azw3, epub, mobi
ISBN: 9783644474710
Herausgeber: Rowohlt (com)
veröffentlicht: 2013-07-17T22:00:00+00:00


[zur Inhaltsübersicht]

40

Falko Puttmenger war froh, dass seine champagnerselige Ehefrau und die beiden missratenen Kinder wieder zurück nach Deutschland gefahren waren. Sie trieben ihn schon im Normalfall in den Wahnsinn, in seiner momentanen Situation konnte er sie erst recht nicht brauchen. Er hatte immer noch Zweifel, ob es richtig war, diesen Baron einzuschalten. Normalerweise war es am besten, heikle Dinge im Alleingang und ohne Mitwisser zu erledigen. Mit dieser Strategie war er in der Vergangenheit immer gut gefahren. Aber der aktuelle Fall war alles andere als normal. In seinem Berufsleben war er es gewohnt, seine Gegner zu kennen. Dann konnte man sie analysieren, einen Plan entwerfen und sie in einem gut vorbereiteten Überraschungsangriff aus dem Feld schlagen. Aber im aktuellen Fall war ihm der Feind unbekannt. Er wusste nicht, wie er aussah, woher er seine Informationen hatte, wo seine Stärken lagen – und seine Schwachstellen. Wie konnte man einen Angriff parieren und zum Gegenschlag ausholen, wenn man einem Phantom gegenüberstand? Sein Versuch, die Initiative zu ergreifen, war auf dem Friedhof in Tramin kläglich gescheitert. Er wusste nicht mehr weiter, hatte keine neue Idee. Sein Pulver war verschossen. Er kam sich vor wie ein dressierter Tanzbär, der am Nasenring durch die Manege geführt wurde. Ein Bild, das ihm ganz und gar nicht gefiel. Wenn schon, dann waren die anderen die Tanzbären und er der Dompteur, aber nicht umgekehrt. Natürlich, er könnte einfach bezahlen und hoffen, dass es dann vorbei wäre. Aber erstens hing er an seinem Geld, und zweitens misstraute er dem Prinzip Hoffnung.

Puttmenger sah auf die Uhr. Wo blieb der Baron? Pünktlichkeit schien seine Stärke nicht zu sein. Es war ihm immer noch ein Rätsel, wie der Mann ahnen konnte, dass er erpresst wurde. Ihm fiel das Treffen mit den Amici del Vino ein. Seinen Freunden hatte er davon erzählt, in der Hoffnung, dass man in der Not zusammenstehen würde. Immerhin hatte auch Rottenthaler bestätigt, dass er erpresst wurde. Und die anderen hatten entweder gelogen oder waren tatsächlich nicht betroffen. Jedenfalls hatten die Idioten nichts begriffen. Statt sich zu solidarisieren, hatten sie sich angeschrien und über die Umstände von Nikis Tod gestritten. Einer von ihnen musste gegenüber dem Baron geplaudert haben, eine andere Erklärung fiel Puttmenger nicht ein. Aber warum? Und vor allem wer? Oder hatte der Baron andere Informationsquellen?

Puttmenger dachte an die Fotos im Umschlag und an die Hintergründe der infamen Erpressung. Sie lagen zwar über zehn Jahre zurück, hatten aber nichts an ihrer Brisanz verloren. Kam die Wahrheit ans Licht, wäre sein schönes Leben ein einziger Scherbenhaufen. Dann könnte er nur noch auf eine abgelegene Insel in die Südsee fliehen, wo ihn keiner kannte. Das durfte nicht passieren. Wenn ihn der Baron nicht überzeugte, musste er sich was anderes einfallen lassen, noch in dieser Nacht. Denn die Zündschnur brannte. Sie wurde in erschreckendem Tempo kürzer. Blieb das Risiko, dass der Baron herausbekam, womit er erpresst wurde. Dann hätte er noch ein Problem. Aber in diesem Fall würde er seinen Feind kennen.

Na endlich. Vom Erker seines Ansitzes sah er, wie der Land Rover auf sein Grundstück fuhr.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.