Tod in den Wolken by Christie Agatha

Tod in den Wolken by Christie Agatha

Autor:Christie, Agatha [Christie, Agatha]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-08-21T22:00:00+00:00


13

Am Morgen nach der Voruntersuchung stellte sich Jane Grey mit etwas Herzklopfen bei Mr Antoine ein.

Mr Antoine, der sich gern als Ausländer gebärdete, obwohl ihn seine Mutter in einer Londoner Vorstadt zur Welt gebracht hatte, begrüßte Jane mit einem Unheil verkündenden Stirnrunzeln. Es war ihm zur zweiten Natur geworden, in gebrochenem Englisch zu sprechen, sobald er sich innerhalb seines Frisiersalons befand, und so mischte er auch in die Strafpredigt, die er Jane hielt, einige ausländische Brocken. Er schalt sie eine komplette imbécile. Warum musste sie überhaupt mit dem Flugzeug reisen? Was für eine hoffärtige, verrückte Idee! Ihre escapade würde seinem Unternehmen unendlich schaden. Nachdem er seinem Ärger noch weiter Luft gemacht hatte, konnte Jane endlich ihre Freundin Gladys begrüßen. Gladys war eine ätherische Blondine mit stolzem Benehmen und einer kraftlosen «Berufs-Stimme». Im Privatleben war ihre Stimme heiser und munter.

«Gräm dich nicht», sagte sie zu Jane. «Der Alte ist sich noch nicht klar darüber, nach welcher Seite die Katze springen wird. Und meiner Meinung nach springt sie nach einer anderen Seite, als er denkt. – Adieu, adieu, Kindchen, da segelt die geliebteste von meinen Kundinnen herein, vermutlich wieder in grässlicher Laune. Wenn sie nur nicht ihren verdammten Schoßhund mitgebracht hat!»

Eine Sekunde später hauchte Gladys mit matter Stimme:

«Guten Morgen, Madame. Wie, ohne Ihren süßen kleinen Pekinesen…? Haarwäsche, nicht wahr?»

Jane betrat derweil die angrenzende Kabine, wo eine Frau wartete, die ihr Gesicht im Spiegel begutachtete.

«Wirklich, mein Gesicht sieht heute Morgen schrecklich aus», sagte sie zu ihrer Freundin, die gelangweilt in einer drei Wochen alten Zeitschrift blätterte. Bei Janes Erscheinen ließ diese das Heft sinken und starrte das junge Mädchen an.

«Sie ist es», meinte die Leserin, während der gelangweilte Ausdruck verschwand. «Ich bin sicher.»

«Guten Morgen, meine Damen», grüßte Jane mit jener Heiterkeit, die man von ihr erwartete und die sie ganz mechanisch und ohne die mindeste Anstrengung hervorzubringen verstand. «Sie waren lange nicht bei uns, Madame», dies galt der anderen Frau –, «waren Sie verreist? Vielleicht drüben auf dem Kontinent?»

«Antibes», erklärte diese und musterte Jane nun ebenfalls neugierig.

«Wie schön! Und das Wetter war gut…? Kopfwäsche und Wasserwellen, oder ist heute auch Färben an der Reihe?»

Die Kundin, vorübergehend abgelenkt, lehnte sich vor und prüfte aufmerksam ihr Haar.

«Ich denke, wir können es noch eine Woche verschieben.» Dann richtete sie ihre Blicke wieder auf Jane. «Sagen Sie: Sind Sie nicht das Mädchen, das gestern vor den Geschworenen als Zeugin erschien – das Mädchen, das in dem Flugzeug saß?»

«Ja, Madame.»

«Oh, wie aufregend! Wie schrecklich aufregend! Erzählen Sie doch, wie es war.»

Jane Grey tat ihr Bestes.

«Ja, Madame, es war alles furchtbar, wirklich…»

Sie begann eine lebhafte Schilderung, beantwortete sämtliche Fragen. Wie hatte die alte Französin ausgesehen? Entsprach es den Tatsachen, dass sich zwei französische Detektive in dem Flugzeug befanden und dass hinter dem Ganzen wieder ein französischer Regierungsskandal steckte? Und Lady Horbury? War sie wirklich so schön, wie man behauptete? Wer hatte ihrer Meinung nach den Mord begangen? Es hieß ja auch, die Sache solle vertuscht werden, aus irgendwelchen politischen Gründen… ob das wohl stimmte?

Dieses erste Verhör war nur der Vorläufer von vielen anderen.



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