Tod eines Centurios by Roberts John Maddox

Tod eines Centurios by Roberts John Maddox

Autor:Roberts, John Maddox [Roberts, John Maddox]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


VIII

Am nächsten Morgen führte mich mein erster Weg zum Lagerschmied. Wie viele Handwerker der Legion war er ein einfacher Soldat, der durch die Erledigung notwendiger Handwerksarbeiten einen kleinen Extraverdienst und die Befreiung vom ermüdenden Drill erzielte. Glücklicherweise überstieg die Reparatur von Vinius’ Truhe sowie die Anfertigung eines neuen Schlüssels seine praktischen Fähigkeiten nicht. Ich beobachtete ihn bei der Arbeit und gab ihm hinterher ein paar Sesterzen für seine Bemühungen. Das war zwar nicht notwendig, doch es erwies sich stets als ein Fehler, die Dienste solcher Menschen für selbstverständlich zu erachten.

Ich deponierte die Truhe im großen Zelt des Praetoriums, wo sie so sicher sein würde, wie das unter den gegebenen Umständen möglich war. Dann sprach ich mit den Männern, die der Erfolg meiner Mission am unmittelbarsten betraf. Ich fand sie unter strenger Bewachung in einer sieben Meter breiten, sieben Meter langen und vier Meter tiefen Grube, die man neben dem Zelt mit den Standarten ausgehoben hatte. Rundherum stand ein Contubernium, jeder der Männer trug einen Köcher mit Wurfspeeren sowie ein Pilum. Einer hatte einen weißen Streifen auf dem unteren Rand seines Helmes, der ihn als Decurio identifizierte.

»Ich bin der ermittelnde Offizier«, erklärte ich dem Mann mit dem weißen Streifen. »Ich muß mit den Gefangenen reden.«

»Man hat uns gesagt, daß du freien Zugang zu ihnen hast«, sagte der Decurio. Er wandte sich an den Mann neben ihm.

»Silva, laß die Leiter für den Hauptmann hinab.«

»Es wäre mir lieb, wenn du und deine Männer einen Schritt zurücktreten könntet, während ich meine Befragung durchführe. Ich muß ungestört mit den Verdächtigen sprechen.«

Er schüttelte den Kopf. »Kommt überhaupt nicht in Frage, Herr. Wenn es einem der Männer gelingt, Selbstmord zu begehen, muß einer von uns seinen Platz einnehmen. Wenn sie dir etwas antun, kommen wir alle in die Grube. Sprich einfach leise, und wir versprechen, nicht zu lauschen.«

Ich stieg die Leiter hinab, und Burrus sprang auf, um mich zu begrüßen. Die übrigen Männer hockten niedergeschlagen auf dem schlammigen Boden, an ihren Knöcheln wie ein Arbeitstrupp von Sklaven aneinandergekettet. Männern in ihrer Lage muß man mangelnde Begeisterung nachsehen.

»Patron!« rief Burrus. »Was ist los? Die Wachen dürfen nicht mit uns sprechen.«

»Zunächst einmal hat man mich beauftragt, den Mord an Vinius zu untersuchen.«

Er drehte sich zu den anderen um. »Seht ihr? Ich habe euch doch gesagt, daß mein Patron uns hier rausholen wird! Er ist berühmt dafür, Verräter und Mörder aufzuspüren! Wir sind schon so gut wie frei!«

Sein Glaube an mich rührte mich, obwohl ich fürchtete, er könne ein wenig übertrieben sein. Ich betrachtete das restliche Contubernium, und sie schienen meine Skepsis zu teilen.

Quadratus schenkte mir ein säuerliches Lächeln und ein kurzes Nicken. Die anderen musterten mich argwöhnisch. Sie waren typische Soldaten, die meisten von ihnen älter als Burrus, einige sogar Veteranen mit silbergrauen Bartstoppeln. Diese Mischung hielt man in der Armee für nahezu ideal, da die Veteranen die Beständigkeit und Durchhaltekraft, die Rekruten die für einen Angriffskrieg notwendige jugendliche Kühnheit beisteuern sollten. Eine Einheit, die ausschließlich aus Veteranen besteht, ist oft übervorsichtig, eine allein aus Rekruten zusammengesetzte hingegen neigt zu rücksichtslosem Vorgehen und gerät bei Widrigkeiten leicht in Panik.



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