Tod am Zollhaus by Oelker Petra
Autor:Oelker, Petra [Oelker, Petra]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-644-45941-0
Herausgeber: Rowohlt Digitalbuch
veröffentlicht: 2012-08-07T22:00:00+00:00
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9. Kapitel
Samstagabend
Anne und Jules waren ein schönes Paar. Sie schritten durch die Diele des hanseatischen Kaufmannshauses wie durch einen Ballsaal. Ihre vornehme Eleganz gab Claes das Gefühl, den falschen Rock angezogen zu haben. Annes Begrüßung erschien ihm fremd und von gezwungener Fröhlichkeit. Braniff war wie stets der höfliche, verhalten amüsierte Beobachter.
Die halbe Stunde im Salon, bis Blohm zum Essen rief, erschien Claes wie eine Ewigkeit. Augusta hingegen war entzückt von Braniffs Charme und ließ sich von seinen kühnen Abenteuern in Surinam und im Karibischen Meer begeistern.
Anne saß in ihrem Sessel wie eine lächelnde Statue.
Sophie begrüßte die Gäste mit gebührender Höflichkeit und ungebührlicher Neugier. Aber sie entschuldigte sich nach wenigen Minuten. Martin brauche sie.
«Geht es ihm immer noch nicht besser?», fragte Anne, als sich die Tür hinter Claes’ Tochter geschlossen hatte.
«Ihr seid sehr bekümmert», antwortete er spröde, «obwohl Ihr den Jungen nicht kennt. Das ist wirklich freundlich.»
Augusta seufzte. Dass Claes sich selbst einen Idioten gescholten hatte, war vielleicht doch nicht ganz falsch.
«Natürlich bin ich bekümmert. Er gehört zu Eurer Familie. Und was ihm geschehen ist, erinnert mich an einen anderen Kranken, um den ich mich wochenlang gesorgt habe.»
«Er ist immer noch nicht aufgewacht», sagte Augusta in den Moment peinlicher Stille.
«Aber wir sind hoffnungsvoll. Er schläft ruhiger, und heute Abend hat er kein Fieber mehr. Wie mein Neffe im letzten Herbst», sie warf ihm einen strengen Blick zu, «wird auch Martin aufopferungsvoll gepflegt. Und wie mein Neffe wird auch Martin zu uns zurückkehren.»
Blohm trat in den Salon und meldete, es könne nun aufgetragen werden, und weil Anne den Arm, den Claes ihr bot, übersah und sich von Augusta in den Speisesaal führen ließ, blieb ihm nichts anderes übrig, als Braniff zu Tisch zu begleiten.
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