Tod am Chiemsee by Ina May

Tod am Chiemsee by Ina May

Autor:Ina May [May, Ina]
Die sprache: deu
Format: mobi
ISBN: 9783863581077
Herausgeber: Emons Verlag
veröffentlicht: 2012-06-17T22:00:00+00:00


30

Alpen-Milchlattich (Cicerbita alpina)

Standort: Halbschatten, frische, neutrale bis basische, nährstoffreiche, feuchte Böden.

Wissenswertes: Der Alpenmilchlattich kommt in vielen Hochstaudenfluren im Bergland vor. Man findet ihn außer in den Alpen auch im Mittelgebirge, zum Beispiel im Harz, und sogar in Skandinavien, allerdings handelt es sich bei diesen Vorkommen um Eiszeitrelikte. Ursprünglich ist die Art tatsächlich nur in den Alpen beheimatet.

Er war nicht eingeschlafen, er hatte nur irgendwann aufgehört, seinen Körper zu fühlen. Zusammengesunken auf der Couch, die eigentlich gemütlich war, spürte er jetzt allerdings alles: Sehnen, Knorpel, Knochen …

Stefan Sanders zwinkerte mit den Augenlidern. Er war zu Hause, konnte duschen gehen, ohne Angst haben zu müssen, dass man ihm auf den Hintern starrte. Aber für einen Kaffee und sein Frühstück war er selbst verantwortlich.

Trödeln ging nicht, weil er einen Termin im Enterprise hatte. Die Obduktion von Gerlinde Dissler. Stefan hoffte auf ein eindeutiges Ergebnis. Allerdings nicht auf Mord, auch wenn er gegenüber seinem Vorgesetzten so etwas hatte durchblicken lassen.

Die Akten packte er in eine möglichst unscheinbare Tüte, weil er sie in den nächsten Tagen nicht zurückbringen würde. Er würde in den kommenden Tagen nicht mal in die Reichweite des Präsidiums kommen.

Er fuhr seinen Audi auf einen der beschrankten Parkplätze des Klinikums und hoffte, es würde jemand des Weges kommen, der sich prima auskannte und ihn mühelos an seinen Bestimmungsort lotsen konnte.

Leider kam da aber gerade niemand. Stefan ging durch den riesigen Eingang – einen von mehreren – und schaute in sämtliche Richtungen.

Grün … oder war es doch gelb gewesen?

Er kam nirgendwo an, und als er nach fünfzehn Minuten wieder vor der gleichen Eingangstür stand, zückte er sein Handy.

»Wo sind Sie denn?«, hörte er als Erstes. Genau das war das Problem, er hatte keine Ahnung. »Herr Kriminalkommissar, orten können wir Sie nicht, Sie müssen uns schon finden. Funktioniert so ähnlich wie Ihre Tätersuche.« Ach, wie witzig!

Nach einem weiteren Rundlauf entdeckte er endlich ein bekanntes Gesicht. Professor von Braun, ganz leger in Jeans und Hemd und beinahe nicht zu erkennen.

»Der Bau kommt mir hin und wieder auch so vor, als wäre ich darin die Maus, die den richtigen Gang suchen muss«, sagte der Professor und reichte Stefan eine Hand. In der anderen hatte er einige Fotoausdrucke und Papiere, auf denen Stefan handschriftliche Notizen erkennen konnte.

»Sie sind wegen Gerlinde Dissler hier?«, vergewisserte sich von Braun. Stefan nickte.

»Gehen wir in mein kleines Büro.« Der Professor ging voraus und deutete wenig später auf eine Tür, die nur ein Eck und einen Gang weit von dem Eingang entfernt lag, durch den Stefan gekommen war.

Er würde selbstständig und ohne Hilfe wieder nach draußen finden. Beruhigend.

»Der Befund genügt, dachte ich, denn die Leiche haben Sie ja schon gesehen. Steht jedenfalls so in den Zeitungen«, sagte von Braun und bot ihm den Platz jenseits seines Schreibtisches an. Ein Sessel, kein Stuhl.

Stefan hatte den älteren Mediziner schon sympathisch gefunden, weil er keine Unterscheidung traf zwischen der Tochter eines Bankhauses und dem Enkel eines Werftbesitzers – jetzt kam noch dazu, dass von Braun auch in seinem Büro für Gleichheit sorgte. Komfort für sich selbst und kein Missbehagen für den Besucher.



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