Tod Night Stand by Stuart Jenna

Tod Night Stand by Stuart Jenna

Autor:Stuart, Jenna [Stuart, Jenna]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Krimi/Thriller
veröffentlicht: 2014-04-13T22:00:00+00:00


Ulrich Peters

Das Gebäude erhob sich drohend und düster vor ihm. Es wirkte wie ausgestorben. Zwar prallten die Sonnenstrahlen mit voller Kraft auf die dunkelbraune Fassade, doch deswegen wurde das Bauwerk nicht freundlicher. Die Fenster lagen wie dunkle Löcher tief in der Mauer. Weder Blumen noch Pflanzen lugten durch die vergitterten Scheiben. Selbst wenn der Altbau früher einmal Glanz und Pracht ausgestrahlt hatte, waren diese Zeiten längst verblasst. Die Steine zeigten Risse und schwarzer Dreck lief in langen Schlieren herunter. Sogar der verkrüppelte Baum neben dem hohen Eingang duckte sich alt und knorrig an den dreckigen Putz. Seine Blätter hingen schlaf und tot herunter und raschelten wie dürre Haut im Sommerwind.

Ein Haus für die Toten und Ermordeten. Ulrich schüttelte seufzend den Kopf und hielt auf das zweiflüglige Eingangsportal zu, das sich wie ein aufgerissener Schlund vor ihm auftat. Das dieses bedrückende und drohende Gefühl nicht besser wurde, war ihm ein Rätsel. Seit Jahren bereitete ihm die Gerichtsmedizin ein flaues Grummeln in der Magengrube. Die Toten können mir doch am wenigsten anhaben. Die Lebenden sind es, vor denen ich mich in Acht nehmen muss!

Unbehaglich betrat Peters den schattigen Rachen und fand sich in einer kühlen Eingangshalle wieder. Der Boden war mit grauen Marmorplatten gefliest und glänzte matt. Die Wände waren nüchtern weiß gestrichen. Zwei flackernde Neonröhren verströmten ihr kaltes, bläuliches Licht. Ihn fröstelte es. Hier herrschte immer diese Grabeskälte, die ihm stechend in die Knochen fuhr. Alles nur Einbildung, schollt er sich selbst. Dein Geist gaukelt dir das vor!

Ulrich beschleunigte unmerklich seine Schritte, durchquerte den einsamen Gang und erreichte einen kleinen, komplett verglasten Schalter, hinter dem eine uralte, runzelige Frau saß. Die weißhaarige Dame war schon alt gewesen, als Peters das erste Mal hier gewesen war und warum sie nicht schon längst ihre Rente genoss und sich den Genüssen des Lebens hingab war ihm vollkommen schleierhaft. Wahrscheinlich liegt es an diesem Gebäude, überlegte er nachdenklich. Wenn man jeden Tag hier verbrachte und von den Geistern der Toten umgeben war, konnte man wahrscheinlich irgendwann nicht mehr anders.

Die alte Frau hob bei seinen Schritten den Kopf. Als sie ihn erkannte, nickte sie ihm knapp und ausdruckslos zu. Peters erwiderte den stummen Gruß und trat an eine silberne Stahltüre neben dem Schalter heran, die nachträglich in das Gebäude eingebaut worden war. Sie glänzte stumpf im Neonschein und war mit einem robusten PIN-Pad versehen. Noch bevor Ulrich den glatten Türgriff berührt hatte, leuchtete eine winzige LED auf dem Eingabefeld grün auf und ein leises Summen signalisierte ihm, dass er eintreten konnte. Ulrich ergriff das kühle Metall, hinter dem das Reich der toten Opfer und Leichen, die kleine Welt von Heinz Meiers lag. Mit einem leisen Wispern öffnete sie sich.

Sofort fiel Ulrich der andere Geruch auf. In dem hell erleuchteten Gang, der sich vor ihm erstreckte, roch es bereits nach Chemie und Desinfektionsmittel. Der Gestank würde noch schlimmer und intensiver werden, wenn er erst das Herzstück, den großen Saal von Meiers betrat. Er schluckte das klamme Gefühl hinunter und eilte hastig auf eine Schwingtüre am anderen Ende zu, durch deren geriffeltes Glas er einen Blick in den Saal werfen konnte.



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