Tochter des Krieges by Sara Douglass

Tochter des Krieges by Sara Douglass

Autor:Sara Douglass
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Tags: Das dunkle Jahrhundert 2
veröffentlicht: 2011-03-09T23:00:00+00:00


Der fröhliche Mann mittleren Alters zu Thomas’ Rechten beugte sich vor und schenkte Margaret ein sanftes Lächeln. Er hatte ein rundes, gerötetes Gesicht, schütteres braunes Haar, eine Stupsnase und klare Augen, deren scharfsinniger Blick die sonst unbeschwerte Heiterkeit seines Gesichtsausdrucks Lügen strafte.

»Edle Dame, ich fürchte, ich hatte noch nicht das Vergnügen… «

Thomas seufzte. »Lady Margaret Rivers«, sagte er. »Kürzlich aus Frankreich eingetroffen, wo sie ihren Gemahl an die Schwindsucht verloren hat. Lady Margaret steht augenblicklich in den Diensten von Lady Katherine Swynford.«

»Ah!«, sagte der Mann. »Nun, Lady Margaret, ich fühle mich zutiefst geehrt, Eure Bekanntschaft zu machen, denn ich kenne Lady Katherine gut. Mein Name ist Geoffrey Chaucer, und ich schlage mich in dieser Welt als bescheidener Dichter durch.«

Margarets Miene hellte sich auf. »Ich kenne einige Eurer Werke, Meister Chaucer. Lady Katherine hat Eure Gedichte oft für sich und ihre Damen vorlesen lassen, während wir über unseren Stickereien saßen.«

Chaucer strahlte. »Lady Katherine und Lord Lancaster sind immer sehr gut zu mir gewesen. Wenn es sie nicht gäbe, wäre ich schon vor vielen Jahren verhungert.«

»Meister Chaucers Gemahlin Pippa ist Katherines Schwester«, sagte Thomas. »Begleitet sie Euch heute Abend nicht?«

»Nein. Meine liebe Pippa wird vom Schüttelfrost geplagt und hat es vorgezogen, zu Hause im Warmen zu bleiben.« Chaucer blickte Margaret erneut in die Augen und zwinkerte ihr zu. »Aber ich werde auch ohne ihre Gesellschaft einen schönen Abend haben! «

Dann wurde er wieder ernst. »Edle Dame, ich bin zutiefst betrübt zu hören, dass Ihr Euren Gemahl verloren habt. Die Vorstellung, dass er sein Kind nicht mehr sehen wird… Sagt mir, wie lange ist er schon tot?«

Die Frage war so unhöflich und unverblümt, dass sie schon fast an eine Beleidigung grenzte.

Margaret erstarrte unter Chaucers scharfem, direktem Blick. »Er, oh, er starb letzten, nun ja… «

Thomas konnte sie beinahe fieberhaft im Geist nachzählen hören. »Er ist vor ein paar Monaten gestorben, Meister Chaucer, nach einer langen und schweren Krankheit.«

»Offenbar nicht allzu schwer, wie ich sehe«, sagte Chaucer.

»Ich habe meinem Gemahl in den langen Nächten seines Leidens Wärme und Trost gespendet«, sagte Margaret nun mit ruhiger Stimme, »wie es jede gute Ehefrau tun sollte. Ich hätte meinen Mann nicht allein am Feuer zurückgelassen.«

Chaucers Mund zuckte. »Gut gesprochen, meine Liebe. Margaret… ich weiß über Eure Lage Bescheid, so wie die meisten bei Hofe, aber es wäre hilfreich, wenn Ihr auf die unvermeidlichen Fragen und Bemerkungen etwas besser vorbereitet wäret.«

Sie neigte zustimmend den Kopf und wechselte das Thema und bewies damit, dass sie nicht so ungeübt in höfischen Gesprächen war, wie Chaucer angedeutet hatte. »Meister Chaucer, Euer Werk interessiert mich sehr. Offen gestanden erstaunt es mich, dass Eure Kritik an der Ungerechtigkeit unserer Gesellschaft, insbesondere in Bezug auf die Not der Armen und das Schmarotzerdasein der Wanderprediger bei Hofe solchen Anklang findet.«

Chaucer warf Thomas einen Blick zu, amüsiert über die Spitze, welche sie gegen die Geistlichkeit gerichtet hatte. Der Dichter spottete gern über die fetten, korrupten Prediger, die sich von den Armen und Bedürftigen ernährten, und sein Werk hatte ihm tatsächlich schon öffentlichen Tadel eingebracht. Wenn Lancaster



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