Tochter der Schwarzen Stadt by Fink Torsten

Autor:Fink, Torsten [Fink, Torsten]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-01-26T23:00:00+00:00

DRittEs BucH

RotE BRaut

Die Reise nach Perat und zurück dauerte lang genug, um alles Selbstvertrauen, das Alena aufgebaut hatte, zu zerstören. Der Strategos hatte tausend Fragen zum Leben im Palast und zu ihrer neuen Familie, und wehe, sie musste auch nur einen Augenblick nachdenken, bevor sie antwortete. Außerdem lernte sie die Zofe kennen, die Caisa in Perat vertreten hatte, und die musste ihr auf Thenars Anweisung hin eine haarkleine Erzählung von den Ereignissen und vor allem vom Tag der Schlacht um die Burg geben.

Der Strategos gönnte ihr nur vier Stunden Schlaf, bevor er sie erneut gründlich prüfte, und so war sie froh, als der Ausguck endlich meldete, dass Terebin in Sicht war.

Meister Thenar schien diese Freude keineswegs zu teilen. »Ich muss wahnsinnig gewesen sein, als ich auf Euch baute. Doch nun ist es zu spät, und wir werden sehen, ob Ihr uns zu einem guten oder schlechten Ende führt.«

Alena lächelte verunsichert. »Vielleicht sollten wir umkehren.«

»Zu spät«, lautete die grimmige Antwort. »Hört Ihr die Menge nicht? Sie erwarten ihre Prinzessin.«

Tatsächlich war es, als wäre unter dem Dauerregen, der sie die ganze Fahrt über begleitet hatte, so etwas wie zaghafter Jubel zu hören.

Die Zofe, eine aufgeweckte Haretierin namens Hawa, zwinkerte ihr aufmunternd zu und flüsterte: »Lasst Euch nicht ins Bockshorn jagen. Ihr wisst viel mehr über die Perati, als Caisa jemals wissen musste.«

»Es heißt Hoheit!«, fuhr Thenar sie an.

»Hoheit«, murmelte Hawa und zwinkerte Alena erneut zu, als er ihnen den Rücken zudrehte.

»Es ist so weit«, sagte der Strategos, und endlich führte er sie an Deck.

Alena wusste nicht, was sie erwartet hatte, aber das war es nicht: Unter den vielen bunten Fahnen, die im Regen nass an den Masten klebten, war der Hafen schwarz vor Menschen, und Jubel brandete auf, als sie an Deck trat.

»Aber was soll ich denn jetzt machen?«, fragte sie beklommen.

»Ich würde vorschlagen, Ihr versucht es mit Winken, Hoheit«, gab Thenar leise zurück.

Alena hob die Hand, und erneut brandeten Hochrufe auf.

Das gilt Caisa, nicht mir, rief sie sich ins Gedächtnis, lächelte tapfer und folgte Thenar die Laufplanke hinab auf die Kaimauer.

Eine kleine Abordnung erwartete sie unter einem großen Baldachin, und Thenar erinnerte sie flüsternd: »Ein Knicks, keine Umarmung, auch nicht mit Eurem Vater.«

Sie lächelte weiter, obwohl ihr das Herz bis zum Halse schlug. Der Herzog war leicht zu erkennen, er sah sogar noch würdevoller aus, als Caisa ihn beschrieben hatte. Neben ihm stand ein Mann mit einer fürchterlichen Narbe im Gesicht, ohne Zweifel Prinz Arris, und der dicke Alte mit dem verschmitzten Lächeln musste der Gesandte Gidus sein.

Thenar hatte ihr beschrieben, wer sie alles am Kai erwarten würde, und sie war erleichtert, dass die Herzogin und deren Mutter, ganz wie angekündigt, fehlten. Sie würden im Palast auf sie warten.

Sie betrat den Kai und deutete den Knicks an, ganz wie sie es gelernt hatte. Der Herzog starrte sie ungläubig an, öffnete den Mund, schloss ihn wieder und packte und umarmte sie plötzlich.

Jubel brandete auf, und der Herzog flüsterte ihr ins Ohr: »Ich weiß, dass Ihr nicht Caisa seid, aber, bei den Himmeln, Ihr gleicht ihr derart, dass ich es kaum ertrage.

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