Tiffany Exklusiv - Band 26 by Tiffany

Tiffany Exklusiv - Band 26 by Tiffany

Autor:Tiffany [Tiffany]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Belletristik, Kurzgeschichten & Anthologien, Liebesromane, Gegenwartsliteratur, Populäre Belletristik, Anthologien
ISBN: 9783733750039
Herausgeber: CORA Verlag
veröffentlicht: 2014-01-21T00:00:00+00:00


10. KAPITEL

Das ganze Geschehen dauerte nur wenige Sekunden. Für Jacquelyn lief es jedoch wie in Zeitlupe ab, als würden sie sich alle unter Wasser befinden.

Sie hatte zu viel Angst, um zu schreien. Als das riesige, schmutzige und narbige Tier auf sie losstürzte, war sie vor Schreck wie gelähmt.

Ihre Situation war heikel. Roman Nose hatte den schmalen Pfad verlassen. A. J. hielt mit aller Macht die Zügel des Pferdes fest, um den verängstigten Mustang auf dem steilen Abhang unter Kontrolle zu halten. Gleichzeitig musste er sich um sein eigenes aufgebrachtes Pferd kümmern. Als Roman Nose auf den Pfad zurücktänzelte, bäumte sich A. J.s Pferd beim Anblick des riesigen Braunbären erneut auf, sodass er um ein Haar abgeworfen wurde.

Jacquelyn versuchte sich verzweifelt festzuhalten, doch ein Fuß rutschte aus dem Steigbügel. Im nächsten Moment stürzte sie vom Pferd.

„Was zur Hölle machst du da?“, rief A. J., als sei sie nur gestürzt, um ihn zu ärgern.

Roman Nose preschte den Bergpfad hinunter. Der Bär kam mit Gebrüll näher. A. J. versuchte nicht länger, sein Pferd zu beruhigen. Dazu war jetzt keine Zeit mehr. Er sprang ab, gab seinem Pferd einen Klaps und half Jacquelyn auf die Beine.

„Das mache ich nur für Hazel“, murmelte er und spannte den Hahn seines Gewehrs.

Doch statt auf den Bären zu zielen, feuerte er in die Luft. Das Echo des Schusses hallte von den Bergwänden wider. Das Geräusch verscheuchte den Bären zwar nicht, ließ ihn jedoch erschrocken innehalten. Er stand auf seine Hinterläufe aufgerichtet da und schnupperte in die Luft.

„Steh nicht herum und starr ihn an“, fuhr A. J. seine leichenblasse Begleiterin an. „Zieh ihm das Fell ab, während ich die anderen verscheuche.“

Jacquelyn war viel zu verängstigt, um den amüsierten Unterton zu bemerken. „Was soll ich tun?“

„Das war nur Spaß. Lauf den Pfad hinunter. Na los, lauf schon! Es ist eine Bärin. Sie hat Angst, dass wir ihren Jungen etwas tun wollen.“

Er schubste Jacquelyn in die Richtung, in die die Pferde geflohen waren, und blieb ihr dicht auf den Fersen. Er schoss noch einmal in die Luft, doch diesmal beeindruckte es den Bären anscheinend nicht mehr, da sie sein bedrohliches Knurren näherkommen hörte.

„Mein Gott!“, schrie Jacquelyn, „kannst du die Bärin nicht erschießen?“

„Weshalb? Nur weil sie ihre Jungen zu schützen versucht? Hör auf zu jammern und renn weiter. Wenn es uns gelingt, aus ihrem Territorium zu verschwinden, wird sie möglicherweise bei ihren Jungen bleiben und uns in Ruhe lassen.“

Jacquelyn versuchte nicht daran zu denken, was passieren würde, wenn sie hinfiel oder in eine der tiefen dunklen Schluchten rechts des Pfades stürzte.

Plötzlich blieb A. J. stehen, und Jacquelyn glaubte, dass er jetzt auf die Bärin schießen wurde. Völlig außer Atem drehte sie sich um und erstarrte angesichts des Schauspiels, das sich ihr bot.

A. J. hatte sein Gewehr neben sich auf den Boden gelegt und sich zu seiner vollen Größe von knapp ein Meter neunzig aufgerichtet. Dazu stellte er sich auf die Zehenspitzen und hob beide Arme über den Kopf, wodurch seine Jacke wie zwei große Flügel um ihn herumflatterte.

Der Bär wusste zuerst ebenso wenig wie Jacquelyn etwas mit diesem Spektakel anzufangen.



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