Thiemeyer, Thomas - Chroniken der Weltensucher 05 by Das Gesetz des Chronos

Thiemeyer, Thomas - Chroniken der Weltensucher 05 by Das Gesetz des Chronos

Autor:Das Gesetz des Chronos
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


27

In derselben Nacht …

Draußen war es finster und stürmisch. Der Wind rüttelte an der Holzverschalung der Waldhütte und pfiff so heftig unter dem Dachfirst, dass man glauben konnte, er wolle das Haus von seinen Grundmauern heben.

Oskar saß zusammengekauert mit seinem Buch und einer Gaslaterne in einer Ecke und versuchte, sich auf die Geschichte zu konzentrieren. Ihm schwirrten immer noch die Erlebnisse des vergangenen Tages durch den Kopf. Die Flucht Behringers, Willis Verrat und die Entdeckung von Kommissar Obendorfer. Zu viel, um es auf einen Schlag verarbeiten zu können. Behringer steckte offenbar nicht nur hinter dem Anschlag auf Humboldt, sondern hatte auch den Kaiser ermordet. Aber warum hatte er das getan? Behringer war ein Unterweltboss, er war verschlagen und schlau, aber er war kein Terrorist. Warum sollte er den Kaiser töten? Humboldt war überzeugt, dass er nicht auf eigene Rechnung gearbeitet hatte, sondern von jemandem beauftragt worden war. Wer immer dahintersteckte, er würde bereits wissen, dass das Attentat auf Humboldt schiefgelaufen war. Und dann? Was wollte der Unbekannte erreichen? Oder waren es mehrere? Irgendwie schien das Militär in die Sache verwickelt zu sein. Stellte Humboldt eine Bedrohung für sie dar? Und wenn ja, warum? Hatte etwa jemand Interesse an dem Zeitschiff?

Fragen über Fragen.

Jetzt, da ihre Gegner wussten, dass eine große Maschine existierte, würden sie bestimmt versuchen, sie in die Finger zu bekommen. Humboldt hatte rund um die Uhr einen Wachdienst eingerichtet und Oskar hatte das erste Los gezogen. Seine Schicht ging noch bis Mitternacht, danach würde Humboldt ihn ablösen.

In was für einen Schlamassel waren sie da nur wieder geraten?

Die Wolldecke dicht um sich geschlungen, versuchte er, den Abenteuern von Leonard und Tom Outram auf ihrer Suche nach dem Volk des Nebels zu folgen. Der Roman handelte von einem gewaltigen Schatz aus feuerroten Edelsteinen, der von einem menschenfressenden Untier bewacht wurde. Die Geschichte stammte von Henry Rider Haggard, den Oskar seit seinen Büchern König Salomons Diamanten und Allan Quatermain über alle Maßen bewunderte.

Wilma lag neben ihn gekuschelt, den Schnabel im Gefieder verborgen und tief in Schlaf versunken. Oskar spürte selbst einen Anflug von Müdigkeit, aber er durfte jetzt nicht einnicken. Der Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er nur noch eine halbe Stunde durchhalten musste.

Ein erneuter Windstoß fegte Regen gegen die Hütte und ließ die Zweige übers Dach kratzen. In der Ferne war Donnern zu hören.

»Was für eine Nacht.« Oskar schüttelte den Kopf. »Wäre ich auf dem Blocksberg, würde ich sagen, es ist Hexensabbat. Wie du dabei nur so ruhig schlafen kannst. Na, ich glaube, ich werde mir mal ein bisschen die Beine vertreten und nach dem Rechten sehen. Schlaf du ruhig weiter und lass mich die ganze Arbeit machen.« Mit einem liebevollen Streicheln über Wilmas Kopf stand er auf, vergrub die Hände in den Hosentaschen und humpelte zu Heron hinüber. Sein rechtes Bein war eingeschlafen.

Wie immer stand der kleine Roboter auf seinem Posten oben am Bug des Zeitschiffs und sah ihn ausdruckslos an. Vermutlich war er tief versunken in irgendwelche schweren mathematischen Befehlsketten. Man könnte meinen, er wäre abgeschaltet, aber das tiefe Glimmen in seinen Augen deutete darauf hin, dass er nur in Warteposition war.



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