The Plus One - Sie baut sich Mr. Right einfach selbst by Sarah Archer

Autor:Sarah Archer
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Science Fiction
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 2020-01-13T16:53:24+00:00

Wie ein in der Ferne schwelender Chemiefabrikbrand stand das Familienabendessen mal wieder bevor. Die Aufregung um Ethan hatte sich inzwischen gelegt, und mit Claras kurz bevorstehender Hochzeit lief Diane zu Hochtouren auf. Kelly fühlte sich in letzter Zeit nach einem Familienessen ausgelaugter als nach einem Zwölf-Stunden-Tag bei der Arbeit. Die Kelly von früher hätte sich für heute einen Abend allein zu Hause mit einem Rosé, einem Erdnussbutter-Marmeladen-Sandwich und einer wunderbar grotesken Reality-TV-Fernsehsendung gewünscht, doch jetzt sehnte sie sich einfach nach einem Abend mit Ethan.

Stattdessen saß sie in ihrem taillierten grauen Hosenanzug mit Ethan im Auto und fuhr zum Haus ihrer Eltern. »Lass uns versuchen, schnell wieder abzuhauen«, sagte sie. »Vielleicht kannst du beim Hauptgang erwähnen, dass du Kopfschmerzen hast. Dann können wir uns entschuldigen und noch vor dem Dessert abhauen.«

Ethan rieb sich die Schläfen. »Ich fühle sie schon kommen. Wahrscheinlich habe ich die Augen zu sehr angestrengt. Ich war wohl zu lange im Büro.«

»Wunderbar.« Kelly strahlte.

»Wenn du früher gehen möchtest, warum willst du dann überhaupt hin?«, fragte er.

»Ich will nicht, ich muss.«

»Warum?«

»Weil ich immer hinfahre. Ach, das ist kompliziert.«

»Ich muss wohl noch eine Menge lernen«, überlegte Ethan und blickte aus dem Fenster, während sie an den geschwungenen Ziegeldächern von Japantown vorbeifuhren.

Kelly schwieg. Sie hatte ihren Drang, zu tun, was ihre Mutter von ihr erwartete, noch nie hinterfragt. Trotz der Tatsache, dass sie schon seit Jahren allein wohnte und finanziell unabhängig war. Dass sie eine erwachsene Frau war. Schließlich war letzte Woche ihr dreißigster Geburtstag gewesen, auch wenn sie ihn kaum begangen hatte, da viel zu viel anderes los war. Priya hatte unbedingt mit ihr in ein richtig erwachsenes Restaurant gehen und danach nicht ganz so erwachsene Einhorn-Cupcakes essen wollen, aber da Kelly bereits mit Ethan zum Abendessen verabredet gewesen war, hatte sie ihr stattdessen einfach einen Cupcake ins Büro mitgebracht. Kelly überlegte, dass der Altersmeilenstein ihr zumindest das Recht verschafft hatte, langsam selbst ein paar Entscheidungen zu treffen.

»Ich glaub, ich war auch zu lange im Büro«, sagte sie langsam.

»Das bist du immer. Ich weiß sowieso nicht, wie du das machst«, pflichtete Ethan ihr bei.

»Vielleicht sind ja auch meine Augen überanstrengt. Vielleicht habe ich ja Kopfschmerzen.«

»Hast du welche?« Ethan sah sie besorgt an.

»Nein, aber ich meine, ich könnte ja welche haben. Ich könnte meiner Mom sagen, dass ich mich nicht wohlfühle. Das ist schließlich nicht so schlimm, oder? Ich sehe sie eh alle am Freitag zum Probe-Abendessen.«

»Ich finde, das ist überhaupt nicht schlimm. Eigentlich, finde ich, ist es ziemlich logisch.«

Kelly nahm ihr Telefon und warf es ihm zu. »Hier, ich diktiere dir eine SMS.«

»Dann können wir zu Hause fernsehen. Ich habe dir eine Sendung über erwachsene Zwillinge aufgenommen, die zusammenwohnen und massenhaft Babypuppen sammeln.«

»O Gott, nein! Ich habe noch richtige Sachen an. Wir gehen essen.«

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